„Vitamin Pe“ (Album) – Energie KULTUR
Gute Beziehungen sind das Wichtigste im Leben. Ob beruflich oder privat –alleine kommt man nicht weit. Sie sind wie ein lebensnotwendiges Vitamin und wem es nicht zur Verfügung steht, der leidet Mangel. Wer es jedoch hat, blüht auf. Besonderes Glück haben jene, die nicht nur ihr Vitamin B zur Verfügung haben, sondern gleich das noch bessere „Vitamin Pe“, denn dann kennen sie jemanden, der sie mit den gewitztesten und gleichzeitig feinfühligsten Liedern versorgt, die man sich wünschen kann: Pe Werner.
Pe ist nämlich bekanntermaßen nicht nur erfolgreiche Sängerin, Autorin und Kabarettistin, sondern auch eine der besten Songwriterinnen des Landes.
Und aus der Sammlung an Kompositionen und Texten, die Pe für andere schrieb, hat sie nun ihre persönlichen Lieblingslieder neu arrangiert und aufgenommen.
“Die hatte ich ja zur Adoption frei gegeben und plötzlich Sehnsucht danach, sie selbst zu singen.”
Der Katalog an Auftragskompositionen ist nicht wirklich umfangreich. Pe Werner ist keine Vielschreiberin. “Ich schreibe, wenn ich Lust dazu habe, im Grunde bin ich in Sachen Songwriting ein faules Stück!”, lacht sie.
Doch es geht nicht um die Masse, sondern vor allem um die Klasse. Diese Songs sind spürbar gerade keine Fließbandarbeiten, sondern wurden den Künstlerinnen und Sängern direkt auf den Leib geschrieben, und genau das wissen Kollegen und Interpretinnen wie Katja Ebstein, Stefan Gwildis oder Barbara Schöneberger an ihren Liedern so zu schätzen. Deswegen ruft zum Beispiel ein Bernd Stelter einfach bei Pe an und fragt: „Hast du was für mein neues Programm?“
Trotzdem war und ist in allen Songs auch immer Pe selbst zu finden. „Ich habe im Laufe der Jahre eine eigene Handschrift entwickelt.” Das haben auch die Fans festgestellt. Bei einem Song für Mary Roos zum Beispiel hörten sie direkt, dass er von Pe geschrieben wurde. Diese Lieder einmal selbst aufzunehmen, lag also gar nicht so fern. Trotzdem war ihr von Anfang an klar, dass da ein gewisses Risiko mitschwingt: „Das alles könnte auch nach hinten losgehen“, lacht sie wieder. „Vielleicht denken die Fans, die Mary Roos-Version war vieeeeel besser?“
Wer „Vitamin Pe“ nun hört, merkt jedoch sofort: So ist es natürlich nicht gekommen. Im Gegenteil! Jedes Lied klingt leichtfüßig und charmant, und wurde mit viel Fingerspitzengefühl von Pe wieder zu eigen gemacht. Man spürt, dass es eine pure Freude gewesen sein muss diese Lieder einzuspielen. „Ich habe das Glück, mit den besten Musikern zu arbeiten“, bestätigt Pe. „Wir haben alles in zwei Tagen zusammen aufgenommen, am dritten Tag noch Gitarren und Percussion-Overdubs gemacht und schließlich Chor-Gesänge.Was man zu hören bekommt, sind durchweg First Takes.“
Diese Souveränität ist nicht überraschend, hat Pe doch seit mehr als drei Jahrzehnten genreübergreifend als Pop-, Jazz- und Chanson-Sängerin Erfolg und feiert in diesem Jahr ihr 35-jähriges Plattenjubiläum (auf der Bühne ist sie übrigens schon seit 1980). Bereits Anfang der Neunziger verbuchte sie mit ihren Singles und Alben große Erfolge, allen voran dem 1991 erschienenen „Kribbeln im Bauch“. Deswegen steht „Vitamin Pe“ für sie auch für ihr ganzes Schaffen, ihre lange Karriere, die vielen Programme, mit denen sie Jahr für Jahr unterwegs ist und für all die verschiedene Stilwelten, in denen sie sich bewegt. „Ich wehre mich schon immer dagegen, in eine Schublade passen zu müssen. Hier kommen alle meine Farben zusammen, sängerisch und kompositorisch.“
So beginnt das Album mit dem Latin-groovigen „Liebe geht bekanntlich durch den Magen“, um gleich darauf eine ergreifende Ballade zu präsentieren („Leierkastenmann). Und direkt im Anschluss darf man sich schon mit „Rosen unterm Schnee“ schon in einen zarten Bossa fallen lassen. Gerade die jazzig-leichten Töne zeigen sich auf „Vitamin Pe“ als das magische Bindeglied zwischen allen Momenten des Albums und gerade deshalb passt ein poppig, AOR-rockiger Track wie „Land in Sicht“ wie ein fehlendes Puzzlestück in das Gefüge. Die liebevolle Vielfalt entstand in enger Zusammenarbeit mit ihrem wichtigsten Partner bei diesem Projekt, Guido Jöris (Arrangeur, Sänger und Schlagzeuger u.a bei der SWR Bigband). “Ich habe schon öfter mit ihm gearbeitet. Er ist ein grandioser Schlagzeuger und Sänger, einer bei dem ich sicher sein konnte, dass seine geschmackvollen Arrangements meiner Stimme und meinen Texten Raum lässt.”
Einer Stimme, die jung und lebenshungrig klingt. Mal spöttisch, mal souverän, doch immer voller Wärme singt sie über all die vielen wichtigen Beziehungen im Leben – über die mit und über die ohne ausreichende Vitaminversorung. Es dreht sich um Liebe, Lust und das Leben in all seinen Facetten, und Pe gibt sich dabei verspielt und leicht ironisch und doch spürt man immer, wie sehr diese Geschichten nachgefühlt werden.Es gibt da eben ein ganz besonderes Verhältnis zwischen Pe Werner und diesen dreizehn Liedern. Das kann man in diesem Jahr natürlich auch wieder live auf den Bühnen der Republik erleben, den besten Orten, um neue Freunde zu finden und tolle Beziehungen zu entwickeln. Und das ist doch das Wichtigste.