05.04.14: Volker Weininger

Wird Hoeneß Ehrenvorsitzender beim Bund der Steuerzahler?

Der Bonner Kabarettist Volker Weininger holte in Lantershofen zum Rundumschlag aus

Woher stammt eigentlich der Begriff „seinen Senf dazugeben“? Einer, der es erklären kann, ist der Bonner Kabarettist Volker Weininger. Der war mit seinem aktuellen Programm „Euer Senf in meinem Leben“ am Samstag auf der Lantershofener Kleinkunstbühne zu Gast. Gut 70 Gäste erlebten dort ein scharfzüngiges Kabarettprogramm, in dem Weininger kaum ein Thema ausließ und dabei zu so manch einem Geschehnis seinen Senf dazugeben mußte, obwohl er doch gerade dies in der heutigen Welt so sehr bemängelte. Zurück zur Frage: die Redewendung stammt nach Aussage diverser Historiker vermutlich aus dem 17. Jahrhundert. Damals galt Senf als ein Gewürz, welches jede Mahlzeit als genüsslicher gelten ließ, selbst dann wenn es nicht dazu passte. Sämtliche Wirte jener Zeit servierten, ob erwünscht oder nicht, einfach ihren Gästen Senf zu jeder Speise dazu. Da dies ebenso unangenehm war wie ein unerwünschter Rat, bürgerte sich auf diese Art und Weise nach einiger Zeit das Sprichwort „seinen Senf dazugeben“ ein.

Der unerwünschte Rat begegnet Weininger an jeder Ecke, wie er in seinem rheinischen Zungenschlag mit stoischer Ruhe zu berichten wusste. Wie beim guten Rat eines Kölner Boulevardblattes, dass über die richtige Einführung eines Zäpfchens zu belehren vermochte. Kein Wunder, dass der Kabarettist dank solch prickelnder Fragen schnell zu den schlagzeilenträchtigen Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft schweifte. So entlockte Berlusconis Verurteilung zu vier Jahren Haft Weininger nur ein Lächeln: „Bevor Berlusconi in den Knast geht, wird Uli Hoeneß Ehrenvorsitzender beim Bund der Steuerzahler.“ Hierzulande regiert da eher die Angst, zum Beispiel im Erzbistum Köln, seit bekannt ist, dass Bischof Tebartz van Elst sein Amt in Limburg nicht mehr ausüben darf. Dabei sind es die Männer, die vielmehr an ihren Posten kleben, als Frauen. Margot Käßmann‘s Überreaktion mit schnellem Rücktritt, obwohl sie doch gar nicht als Chauffeurin arbeitete, und das „Kleben am Sessel“ von Helmut Kohl sind die Paradebeispiele. Und wer polarisiert sonst noch? Klar, die Geissens. „Da zweifelt man an der Evolution“, so Weininger, der außerdem die Stadtrundfahrt in Dinkelsbühl nicht zu empfehlen wusste.

Was er feststellte: es wimmelt von Experten. Gab es früher nur zwei davon, nämlich Peter Scholl-Latour und die Zahnarztfrau aus der Perlweiss-Werbung, gibt es heute für alles Experten, egal, ob für Adels- oder Terrorismusfragen.

Volker Weininger präsentierte dem begeisterten Publikum eine ausgesprochen weitreichende Themenvielfalt. Die reichte von der Ouzo-Flatrate-Party des Odysseus bis zur Namensgebung für den Nachwuchs: „Bob Geldof ist dabei wohl am Taufbecken Amok gelaufen, oder wie anders lassen sich die Namen seiner Töchter Fifi Trixibelle und Pixi Frou-Frou erklären?“

Weininger schlüpfte dazu immer mal wieder in seine Paraderolle des angetrunkenen Karnevals-Sitzungspräsidenten mit beschränkt-globaler Sicht der Dinge. Das tat er auch bei seinen beiden Zugaben, ohne die ihn das Publikum nicht verabschiedete.

13.03.14: Markus Krebs

Kneipenwitze im Zehn-Sekunden-Takt

Kulturlant: Comedian Markus Krebs trifft die Lachmuskeln des jungen Publikums

Auftakt nach Maß für den neuen Grafschafter Verein „Kulturlant.“ Nach der ersten Comedy-Veranstaltung im Januar in Leimersdorf war auch das Gastspiel von „Hocker-Rocker“ Markus Krebs am Donnerstag in Lantershofener Winzerverein ausverkauft und vom Programm her ein Volltreffer. Krebs‘ Leben findet eigentlich in der Kneipe statt und eben über dieses Leben berichtete der Duisburger in seinem zweiten Soloprogramm, dass in Lantershofen erst zum siebten Mal zur Aufführung kam. Die Resonanz gab ihm Recht, das Publikum konnte sich über eine Unterbeschäftigung von Zwerchfell und Lachmuskulatur nicht beklagen, denn der bekennende MSV-Duisburg-Fan haute die Kneipen tauglichen Gags beinahe im Zehn-Sekunden-Takt raus. Das Schöne: Krebs kann auch über sich selbst und seine Witze noch herzlich lachen, und so riet er dem Publikum erst einmal: „Genießt die Zeit zwischen den Windeln.“ Er gab unumwunden zu, dass er immer noch Bravo-Leser sei, auch wenn er jetzt schon seit 2008 am Starschnitt von Cindy aus Marzahn sammele. Zwischendurch gab es Zitate aus Krebs‘ neuem Heimatroman „Zu Hause ist, wo der Schlüssel passt.“ Zudem stellte er detailliert jedes einzelne Mitglied seines Kegelclubs anlässlich der nach Boppard geplanten Kegeltour vor, die auf der Reeperbahn endete. Zum Beispiel den, der den Sorgerechtsprozess verlor und nun die Kinder am Hals hat. Oder aber seinen Lieblingskumpel, den „Vollpfosten“, der ein Zielfernrohr für die Gaspistole erfand und jetzt im Knast sitzt, weil er Reinigungs-CD’s gebrannt hat.

Sollte die Kneipe einmal als Witz-Reservoir versagen, hat der Hocker-Rocker schon eine neue Quelle aufgetan: das Publikum wird um seine Lieblingswitze gebeten, die werden Teil des Programms und bewertet. In Lantershofen war es „Regina aus Bad Neuenahr“, der das Publikum den meisten Applaus für ihren Witz spendete.

Markus Krebs war im Übrigen nicht alleine nicht Lantershofen gekommen, im Gepäck hatte er mit Michael Schönen noch einen Kollegen aus Leverkusen, der vor allem für seine Wortakrobatik bekannt ist. Schönen gab zu, Katholik zu sein, aber keinen Gebrauch davon zu machen und bekannte sich außerdem dazu, die Warnhinweise auf seinem Fertiggericht nicht gelesen zu haben: „Schmeckt wie selbst gekocht.“ Schönens viertelstündiger Auftritt passte prima in den Comedy-Abend, in dem Markus Krebs zu gewohnt großer Form auflief. Dass er gerade erst eine komplette Karnevalssession mit rund 150 Auftritten hinter sich hat, merkte man dem Hocker-Rocker zu keiner Zeit an.

18.01.14: „Thekentratsch“

Eifersuchtsszenen und das „Feindbild Mann“ im Wechsel

Niederrhein-Duo „Thekentratsch“ begeisterte im Haus des Dorfes

thekentratschEinen buchstäblichen „Einstand nach Maß“ feierte Kulturlant, der neue Grafschafter Kulturverein mit seiner ersten Veranstaltung. Am Samstagabend sahen rund 160 Zuschauer im proppevollen Haus des Dorfes in Leimersdorf das Programm „Schönheit hat immer 2 Gesichter“ des niederrheinischen Duos „Thekentratsch.“ Der Name der beiden Künstlerinnen ist Programm, sind deren herzerfrischende Dialoge doch teilweise in der Kneipe von Kerstin Saddeler-Sierp in Dinslaken entstanden. Es ging in den Szenen immer wieder um die kleinen Eifersüchteleien der Frauen untereinander, aber natürlich auch um das „Feindbild Mann.“ Der bekam immer wieder sein Fett weg und die Männer im Saal des Dorfhauses mußten fürchten, vom Thekentratsch-Duo mit ins Programm einbezogen zu werden.

Stellte Kerstin Saddeler-Sierp den eher ruhigen Part dar, war ihre kongeniale Partnerin Heike Becker ein steter Wirbelwind, der mächtig auszuteilen, aber ebenso wenig einzustecken wußte. Sie ist ein wahres schauspielerisches Naturtalent, die wie keine andere durch Ihre einzigartige Mimik das Publikum in Ihren Bann zieht. „Wir sind gestern Morgen losgefahren, um pünktlich hier zu sein“, so Heike Becker zu den eher gemäßigten Fahrkünsten ihrer Partnerin, um weiter festzustellen: „Du wirst auf der Straße nicht geblitzt, du wirst gemalt. Oder in Stein gemeißelt!“ Dass sie selbst wegen Alkohol und Raserei keinen Führerschein mehr habe, wurde eher am Rand bemerkt. Auf alle Fälle schenkten sich die beiden gegenseitig nichts, sie waren nicht auf den Mund gefallen und musikalisch noch dazu. Kerstin Saddeler-Sierp an der Gitarre begleitete das Duo bei seinen musikalischen Vorträgen, die sich gerne und immer wieder an die Männer richteten. „Schütt schon mal das Putzwasser ein“, „Hasskappenblues“ oder „Ich möchte eine Bombe werfen“, so die vielsagenden Titel.

Ebenso brillant aber waren auch die Mutter-Tochter-Telefonate am frühen Samstagmorgen. Sie zeigten, wie herrlich man doch am Telefon aneinander vorbeireden kann und dabei das einfache Backrezept mit dem Rezept für eine langjährige Partnerschaft verwechseln kann. Das Leimersdorfer Publikum bog sich vor Lachen. Kein Wunder, dass „Thekentratsch“ am Ende erst nach zwei Zugaben von der Bühne entlassen wurde.