Der Freiheitskämpfer erster Klasse
Mitternachtsspitzen-Moderator Christoph Sieber in Lantershofen
Auf ihn hatten sie bei Kulturlant lange warten müssen. Nun war Christoph Sieber erstmals in Lantershofen zu Gast. Der gebürtige Schwabe und Wahl-Kölner präsentierte sein aktuelles Programm „Weitermachen“ und machte dabei von der ersten bis zur letzten Minute deutlich, was er von einem „Weitermachen“ hält. Die großen Themen dabei: die Auswüchse des Internets und der sozialen Medien. Noch viel wichtiger: Die Demokratie und ihre Feinde, denen die Demokratie das Feind-sein erst ermöglicht. Sieber verstand es dabei, seinem Publikum im ausverkauften Lantershofener Winzerverein immer wieder den Spiegel vorzuhalten. „Wenn hier nicht alle gepiesackt rausgehen, dann hab ich was falsch gemacht“, kündigte er sein Tun früh genug an. Ergo bekam nicht nur die Politik an diesem höchst politischen Abend ihr Fett weg. Zwar machte Sieber klar, dass er bereits die Abkürzung für ein mutmaßlich kommendes Führungsduo Merz und Scholz habe: „Schmerz“, dann ging es aber erst einmal dem weltweiten Netz an den Kragen.
Lieblingsgegner hier ist der Influencer, denn „Für alles Intelligente brauchst Du erst einmal einen Dummen, der es kauft.“ Kaufen, kaufen, kaufen! Dabei zweifelte der Kabarettist so manche angepriesene Notwendigkeit an. Das soziale Netzwerk als Verbreiter von Unwahrheiten, auch das stößt Sieber sauer auf. In die Rolle seines langhaarigen und unterdrücken Bruders geschlüpft, konnte dieser von der Bühne herab mal so richtig vom Leder lassen. Beleidigungen und Verleumdungen gab es zu hören und mal nicht zu lesen. Dabei machte Sieber aber auch klar: „Die Lüge hat der Wahrheit längst den Rang abgelaufen.“ Der größte Feind aber sitzt unter uns und saß sicher auch im Lantershofener Winzerverein: der Feind der Demokratie. Der es vielleicht nur im Unterbewusstsein ist. Denn diese sei „mit demokratischen Mitteln zu Fall zu bringen“, forderte der Kabarettist am Ende sein Publikum vehement, die Waffen der Demokratie, nämlich Empathie, Solidarität und das Miteinander endlich wieder einzusetzen. Das Publikum verabschiedete Christoph Sieber mit stehenden Ovationen.
Veranstaltungsankündigung
Weitermachen!
Nach einem halben Jahr Pause ist Christoph Sieber endlich wieder auf Tour. Und das ist gut so.
Die Welt ist voller Katastrophenmeldungen und da ist es richtig und wichtig, dass einer gegen den Irrsinn anspielt. In einer Welt der Untergangsszenarien stellt Sieber klar: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Am Ende siegt der Humor. Aufgeben ist keine Option.
Viele haben ihm am Ende seines letzten Programmes zugerufen: Herr Sieber, bitte machen Sie weiter! Und er sagte immer nur: Ich kann ja nicht anders. Was bleibt uns anderes übrig als weiterzumachen?
In „Weitermachen“ geht es um uns. Um gesellschaftliche Irrungen und Wirrungen, um den Zusammenhalt und das, was uns trennt.
Wie immer garniert Christoph Sieber aktuelles politisches Kabarett mit den großen Themen unserer Zeit: Fußball, Politik, Gesellschaft und die Frage, warum Nacktmulle so selten shoppen gehen.
Das alles verziert mit Gesang, Tanz und einem ganzen Reigen von Figuren, die mitten aus dem Leben gegriffen sind. Es gibt ein Wiedersehen mit Bäcker Häberle, Charity-Dieter und endlich kommt auch Siebers langjährig verschollener Bruder zu Wort.
Nicht nur wer Sieber aus dem Fernsehen schätzt, sollte ihn unbedingt mal live erleben. Denn nichts macht politisches Kabarett mehr aus, als gemeinsam zu lachen, zu klagen, zu weinen und nachher im Foyer zusammen ein Bier zu trinken im Wissen: Es geht weiter.
Das Leben ist zu ernst, um nicht darüber zu lachen. Getreu dem Motto: Man muss lachen, damit es einem im Halse stecken bleiben kann. Und wer, wenn nicht Sieber, könnte dem allgemeinen Untergangsgeraune seine Vision entgegensetzen: Den Weltaufgang!
„Der Mann, der mir mein Lächeln immer dann zurückbringt, wenn ich glaube, es schon verloren zu haben.“ (Kommentar bei Facebook)