07.12.2024: CHRISTOPH SIEBER

Der Freiheitskämpfer erster Klasse

Mitternachtsspitzen-Moderator Christoph Sieber in Lantershofen

Auf ihn hatten sie bei Kulturlant lange warten müssen. Nun war Christoph Sieber erstmals in Lantershofen zu Gast. Der gebürtige Schwabe und Wahl-Kölner präsentierte sein aktuelles Programm „Weitermachen“ und machte dabei von der ersten bis zur letzten Minute deutlich, was er von einem „Weitermachen“ hält. Die großen Themen dabei: die Auswüchse des Internets und der sozialen Medien. Noch viel wichtiger: Die Demokratie und ihre Feinde, denen die Demokratie das Feind-sein erst ermöglicht. Sieber verstand es dabei, seinem Publikum im ausverkauften Lantershofener Winzerverein immer wieder den Spiegel vorzuhalten. „Wenn hier nicht alle gepiesackt rausgehen, dann hab ich was falsch gemacht“, kündigte er sein Tun früh genug an. Ergo bekam nicht nur die Politik an diesem höchst politischen Abend ihr Fett weg. Zwar machte Sieber klar, dass er bereits die Abkürzung für ein mutmaßlich kommendes Führungsduo Merz und Scholz habe: „Schmerz“, dann ging es aber erst einmal dem weltweiten Netz an den Kragen.

Lieblingsgegner hier ist der Influencer, denn „Für alles Intelligente brauchst Du erst einmal einen Dummen, der es kauft.“ Kaufen, kaufen, kaufen! Dabei zweifelte der Kabarettist so manche angepriesene Notwendigkeit an. Das soziale Netzwerk als Verbreiter von Unwahrheiten, auch das stößt Sieber sauer auf. In die Rolle seines langhaarigen und unterdrücken Bruders geschlüpft, konnte dieser von der Bühne herab mal so richtig vom Leder lassen. Beleidigungen und Verleumdungen gab es zu hören und mal nicht zu lesen. Dabei machte Sieber aber auch klar: „Die Lüge hat der Wahrheit längst den Rang abgelaufen.“ Der größte Feind aber sitzt unter uns und saß sicher auch im Lantershofener Winzerverein: der Feind der Demokratie. Der es vielleicht nur im Unterbewusstsein ist. Denn diese sei „mit demokratischen Mitteln zu Fall zu bringen“, forderte der Kabarettist am Ende sein Publikum vehement, die Waffen der Demokratie, nämlich Empathie, Solidarität und das Miteinander endlich wieder einzusetzen. Das Publikum verabschiedete Christoph Sieber mit stehenden Ovationen.

Veranstaltungsankündigung

Weitermachen!

Nach einem halben Jahr Pause ist Christoph Sieber endlich wieder auf Tour. Und das ist gut so.

Die Welt ist voller Katastrophenmeldungen und da ist es richtig und wichtig, dass einer gegen den Irrsinn anspielt. In einer Welt der Untergangsszenarien stellt Sieber klar: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Am Ende siegt der Humor. Aufgeben ist keine Option.

Viele haben ihm am Ende seines letzten Programmes zugerufen: Herr Sieber, bitte machen Sie weiter! Und er sagte immer nur: Ich kann ja nicht anders. Was bleibt uns anderes übrig als weiterzumachen?

In „Weitermachen“ geht es um uns. Um gesellschaftliche Irrungen und Wirrungen, um den Zusammenhalt und das, was uns trennt.

Wie immer garniert Christoph Sieber aktuelles politisches Kabarett mit den großen Themen unserer Zeit: Fußball, Politik, Gesellschaft und die Frage, warum Nacktmulle so selten shoppen gehen.

Das alles verziert mit Gesang, Tanz und einem ganzen Reigen von Figuren, die mitten aus dem Leben gegriffen sind. Es gibt ein Wiedersehen mit Bäcker Häberle, Charity-Dieter und endlich kommt auch Siebers langjährig verschollener Bruder zu Wort.

Nicht nur wer Sieber aus dem Fernsehen schätzt, sollte ihn unbedingt mal live erleben. Denn nichts macht politisches Kabarett mehr aus, als gemeinsam zu lachen, zu klagen, zu weinen und nachher im Foyer zusammen ein Bier zu trinken im Wissen: Es geht weiter.

Das Leben ist zu ernst, um nicht darüber zu lachen. Getreu dem Motto: Man muss lachen, damit es einem im Halse stecken bleiben kann. Und wer, wenn nicht Sieber, könnte dem allgemeinen Untergangsgeraune seine Vision entgegensetzen: Den Weltaufgang!

„Der Mann, der mir mein Lächeln immer dann zurückbringt, wenn ich glaube, es schon verloren zu haben.“ (Kommentar bei Facebook)

05.12.2024: PROF. DR. HARALD LESCH

Professor Lesch erklärte das Universum verständlich

Ausverkauftes Forum Lantershofen

Im zweiten Anlauf klappte es: der TV-bekannte Wissenschaftler Professor Harald Lesch (Lesch‘s Kosmos) machte die Bühne im Lantershofener Winzerverein zur kleinen Uni und den Saal zum Audimax. Lesch hatte bereits im Juli dort auftreten sollen, was eine Erkältung seinerzeit verhinderte. Nun referierte er vor einem Publikum, dass zum Teil weite Anreisen hinter sich hatte, über sein neues Werk „Die Entdeckung der Milchstraße“, und zwar in einer für jedermann verständlichen Art und Weise. Gemeinsam mit seiner Frau Cecilia Scorza-Lesch und Arndt Latusseck hatte Lesch rund acht Jahre an dem Buch gearbeitet. Das ideale Werk für Fans der Astronomie ist eine Art Auflistung der Fortschritte in der Erforschung dieser Galaxie, die vor gut 100 Jahren als solche entdeckt wurde. Die Autoren erzählen fesselnd nicht nur die Geschichte unserer Galaxie, sondern auch von ihrer Erforschung durch Astronomen, beginnend mit einem berühmten Geschwisterpaar aus dem 18. Jahrhundert, Caroline und Wilhelm Herschel, bis hin zu den faszinierenden Erkenntnissen heutiger Tage.

Eine Stunde lang berichtete Professor Lesch über die Entdeckungsstufen, nahm immer wieder Platz und zitierte aus dem Werk, dass im Laufe des Abends am Büchertisch reißenden Absatz fand. Der Professor nahm sich aber auch viel Zeit, um mit dem Publikum über Weltraumfragen aller Art, schwarze Löcher oder den Urknall, zu diskutieren und beantwortete bereitwillig alle Fragen.

Dass Professor Lesch den Weg zu Kulturlant gefunden hatte, lag in allererster Linie an seinem Freund und Mentor, Professor Uli Klein. Der Grafschafter hatte den Auftritt in die Wege geleitet, er selbst hatte bereits zweimal im Forum Lantershofen über das Weltall vorgetragen.

Veranstaltungsankündigung

Die Entdeckung der Milchstraße

Das neue Buch des Bestsellerautors und Astrophysikers Harald Lesch – Reich bebildert und schön ausgestattet – Ideal für alle Astronomiefans

Unser kosmisches Zuhause ist die Milchstraße, eine Galaxie, die aus vielen Milliarden Sternen, zahllosen Planetensystemen und Gasnebeln besteht. Seit Langem schon haben Forscher versucht herauszufinden, was dieses auffällige Band am Nachthimmel eigentlich ist, wie die Milchstraße entstand und wie sie sich entwickelt hat. Es dauerte bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts, bis der Astronom Edwin Hubble die bahnbrechende Entdeckung machte, dass die Milchstraße nicht die einzige Galaxie im Universum ist.

Harald Lesch und Arndt Latußeck erzählen fesselnd nicht nur die Geschichte unserer Galaxie, sondern auch von ihrer Erforschung durch Astronomen und Astronominnen, beginnend mit einem berühmten Geschwisterpaar aus dem 18. Jahrhundert, Caroline und Wilhelm Herschel, bis hin zu den faszinierenden Erkenntnissen unserer Tage.

Das Thema wird von Prof. Dr. Harald Lesch in einem spannenden Vortrag im Forum Lantershofen beleuchtet.

30.11.2024: FLYIN‘ HOME FOR CHRISTMAS

Stimmungsvolle Einstimmung aufs Fest

Erstmals Varieté bei Kulturlant

Erstmals in seiner gut zehnjährigen Geschichte hatte der Grafschafter Verein Kulturlant e.V. zu einem Varieté, also einer Veranstaltung mit Rundum-Versorgung eingeladen. Am ersten Advent-Wochenende erlebten die Gäste dabei an gleich zwei Abenden in einem völlig neu dekorierten Winzerverein ein swingendes Weihnachtserlebnis und ließen sich dabei von köstlicher Fingerfood verwöhnen.

Stühle und Tische des Hauses waren gegen eine Bistro-Bestuhlung ausgetauscht worden, die Bühne zur Showtreppe umgebaut. Mit geschicktem Einsatz von Licht kamen die Künstler gut zur Geltung. Top-Act waren die drei singenden Stewardessen der „Airlettes“, die swingende Weihnachtsklassiker mit einer deutlich spürbaren Anlehnung an die amerikanische Weihnacht präsentierten. Begleitet wurde das Trio vom Jonas Röser Quartett, dass sich perfekt auf die Sängerinnen eingestimmt hatte. Comedian Helmut Sanftenschneider führte gemeinsam mit Jonas Röser durch die beiden Abende, während ein Walking Act für Lacher an den Tischen zuständig war.

Steif auf den Stühlen sitzen war ebenfalls nicht angesagt, die Fingerfood-Häppchen verteilten sich immer wieder im gesamten Winzerverein. Das Oberzissener Momente-Team hatte eine Fülle feinster Leckereien, wie Ingwer-Huhn-Küchlein, Wrap mit Ziegenfrischkäse oder Wildschwein-Fleischspießchen gezaubert, fast 20 verschiedene Häppchen sorgten für satte Besucher, die sich nach einem tollen Abend bestens auf die Weihnachtstage eingestimmt fühlten.

Veranstaltungsankündigung

Die Vorweihnachts-Varieté-Gala

  •  American Christmas Gala
  • erlesenes Fingerfood Dinner
  • 4 ½ stündiges exzellentes Swing Liveprogramm

Lassen Sie es uns, bei der ersten Varieté-Gala von Kulturlant am Wochenende des ersten Advents, „beswingt“ angehen und ganz locker aufs Weihnachtsfest zu schweben. Genießen Sie einen Abend prallvoll mit Musik bei leckerem Fingerfood in einer Atmosphäre, in der sie den Winzersaal noch nicht erlebt haben. Ohne Akrobatik, ohne fliegende Menschen und ohne Feuerspucker.

Dafür entführen Sie unsere Stewardessen der AIRLETTES in die heile Welt und bereiten einen unvergesslichen Abend mit einem Koffer voll Swing, Close Harmony und Spekulatius-gewürztem Humor.

Als ob das humoristisch nicht reichen würde, wird Ihnen als Conférencier des Abends HELMUT SANFTENSCHNEIDER mit seinem unnachahmlichen Witz und Charme ein wenig die Welt erklären. Wundern Sie sich zudem nicht, wenn Ihnen ein Walking Act auch noch zusätzlich die Lachmuskeln strapaziert.

Wenn Sie einer unserer gern gesehenen Jazzgäste sind, dann dürfte Ihnen unsere Band bekannt vorkommen: Zusammengestellt von Saxofonist JONAS RÖSER werden Sie GERO KÖRNER, CASPAR VAN MEEL und DOMINIC BROSOWSKI nicht nur aus dem Hintergrund mitswingen lassen.

Genießen Sie -bereits ab Einlass- dazu herrliche Fingerfood-Kreationen, die sie satt werden lassen und in ferne kulinarische Welten entführen. Aufgeteilt auf die beiden Show-Pausenblöcke erwarten Sie kalte und warme, herzhafte Spezialitäten. Diese verteilen sich auf ein Buffet im Foyer sowie als “Flying Buffet” im Saal. Es werden Fisch-, Fleisch- und auch vegetarische Speisen angeboten. Der obligatorische Plätzchenteller mit hausgemachten, süßen Spezialitäten, darf zum guten Schluss auch nicht fehlen.

In den Showpausen begleitet Sie unsere Allstars-Band stilvoll mit toller Dinnermusik und lässt Sie gedanklich in einen amerikanischen Jazzclub zur Weihnachtszeit reisen. Ein vollgepacktes Bühnenprogramm wird den Abend sehr kurzweilig werden lassen.

All das ist im Preis enthalten, nur die Getränke zahlen Sie extra. Kulturlant freut sich mit Ihnen auf ein Fest vor dem Fest!

23.11.2024: KONRAD BEIKIRCHER

Das Rheinland ist auch im Alter erste Wahl

Konrad Beikircher erläuterte in Lantershofen sein rheinisches Universum

Der inzwischen 78-jährige Kabarettist und gebürtige Südtiroler Konrad Beikircher hat sich rar gemacht auf den Bühnen in seiner Wahlheimat, dem Rheinland. Jetzt war er auf Einladung des Grafschafter Vereins Kulturlant in Lantershofen zu Gast. Vor ausverkauftem Haus präsentierte er dort sein „rheinisches Universum.“ Besser gesagt: er wollte es. Denn Beikircher konnte und wollte irgendwie den Faden nicht halten, schaffte nach einer Halbzeit seines Gastspiels gerade einmal die Abarbeit der ersten einer Vielzahl von Seiten aus seinem Manuskript. Dabei berichtete er von wohlgefühlten Überlegungen, das Alter lieber in Südtirol oder lieber im Rheinland zu verbringen.

Vorweggenommen: Beikircher, der wie kein anderer den Rheinländer studierte und ihm aufs Maul schaute, wird seiner Wahlheimat nicht den Rücken kehren. Viel zu verbunden sei er mit der Gegend am Rhein, wo er von 59 Jahren als Student in Bonn ankam. Und was musste er als erstes in diesem Ort der wieder aufblühenden Weltpolitik feststellen? Einen Hauptbahnhof mit ganzen drei Gleisen. Das Besondere seien eher die Menschen gewesen, zumal diese nach einem besonderen Credo lebten und leben: „Schön is et, wenn et schön is.“ Den Menschen im Lantershofener Winzersaal fügte er wohlwollen bei: „Ihr seid ja wenigstens hier linksrheinisch.“ Das war ihm in den ersten in Bonn nicht beschert.

Was Beikircher an seiner und der Deutschen ehemaligen Lieblingshauptstadt so mag, sei das Provinzielle. Daher habe er nach dem Bonn-Berlin-Beschluss auch eine Träne vergießen müssen. Nun ließen die Politiker im fernen Berlin die Gelassenheit fernab jeglicher Protzerei hinter sich. Der Kabarettist bewegte sich in seinen Erzählungen vor allem auf die ersten Tage, unter anderem auch auf die damaligen Studentenproteste und einen Polizeichef, der den jungen Demonstranten zurief: „Wir sind hier im Rheinland, da können wir uns auch direkt vertragen, ohne uns erst prügeln zu müssen.“ Das klappte hervorragend und war einer der Gründe, die den damals jungen Beikircher bewegten, den Studienort nicht mehr zu verlassen. Ein weiterer Grund waren die Politiker, allen voran ein anderer Konrad, nämlich Adenauer.

Veranstaltungsankündigung

Das rheinische Universum

Wer sind eigentlich die Aliens: die Imis oder die Einheimischen? Im rätselhaftesten aller Universen ist vieles anders: die Sprache, der Karneval, die Kirche, die Politik, die Wirtschaften, das Essen, die Krankenhäuser und so weiter.

Beikircher erzählt und weiß, wovon er spricht. Sein neues Programm ist eine kleine Bilanz aus 57 Jahren Leben im rheinischen Universum. Die Schrecken des ersten Kontakts, die Entdeckung der Ähnlichkeiten mit Italien, das Glück des Voyeurs beim Eintauchen in die fremde Welt, die Schale-für-Schale-Durchdringung der rheinischen Zwiebel, die beglückende Erfahrung rheinisch-heiteren Seins. Der Weg in dieses mein rheinisches Zuhause-Sein-Gefühl ist gepflastert mit Geschichten,

Wahrheiten, Halbwahrheiten und wunderbaren Menschen, wie sie schon die Bläck Fööß besungen haben: „Mutzebuckel, Avjebrühte, Drecksack un Filou …“. Das Programm ist damit sozusagen mein „kleines rheinisches Testament“ – und dat janz ohne Notar!

Konrad Beikircher: „Ich freu mich auf Sie!“

18.10.2024: BIRTH CONTROL

Keine Erinnerung an das Konzert in Bad Neuenahr

Birth Control waren vor 50 Jahren in der Kurstadt und jetzt in Lantershofen

Hugo Heinzen, Musikhändler aus Bad Neuenahr-Ahrweiler, erinnert sich noch gut: im Alter von 13 Jahren besuchte er sein erstes Rockkonzert. In Bad Neuenahr war das, dort gab es eine Handwerksmesse, im Rahmenprogramm spielten Birth Control. 50 Jahre ist das jetzt her und Grund genug, die Altrocker noch einmal in die Region einzuladen. Im Grafschafter Verein Kulturlant fand Heinzen einen Verbündeten, zumal deren bespielte Bühne im Winzerverein Lantershofen prädestiniert für ein solches Konzert sei, befand Heinzen.

Am Freitag vergangener Woche standen sie also auf der Bühne: Birth Control in der aktuellen Besetzung. Die hat sich seit dem Jahr 2016 nicht mehr geändert, im Verlauf der 50 Jahre und der Zeit davor aber umso öfter. Zur allerersten Besetzung im Jahr 1966 gehörte eine spätere Lichtgestalt des Privatfernsehens, nämlich Hugo Egon Balder als Schlagzeuger. Immerhin: mit Sänger und Gitarrist Peter Föller stand nun in Lantershofen einer auf der Bühne, der auch vor 50 Jahren in Bad Neuenahr in die Saiten griff. Nur kann Föller sich an den Gig auf der Handwerksmesse nicht mehr erinnern, wie er zugab. „Das passiert oft, dass Fans kommen und „weißt Du noch“ fragen. Aber wir wissen es oft genug nicht mehr. Das waren damals die Glanzzeiten von Birth Control, wir hatten um die 100 Konzerte im Jahr zu spielen“, so Föller. Der eine Megahit „Gamma Ray“, den die Band im Jahr 1972 veröffentlicht hatte, trug sie über die Jahre, es war und ist ihr Aushängeschild und wurde auch beim Gig in Lantershofen zum Abschluss des Abends förmlich zelebriert. Es war Bernd Noske, der für den Hit verantwortliche zeichnete. Der Schlagzeuger wird gerne als „Mastermind“ der Band bezeichnet, die nach Noskes Tod im Jahr 2014 das zweite Mal vor der Auflösung stand, ehe die aktuellen Musiker im Jahr 2016 zusammenfanden, um das Vermächtnis von Birth Control hochzuhalten.

Peter Föller war von 1973 bis 1977 Mitglied bei Birth Control, erst im Jahr 2016 stieß der heute 75-jährige wieder zur Band, bei der er der einzige Rentner ist. „Die anderen arbeiten überwiegend bei Musikschulen“, erzählt er. Birth Control tingeln aktuell durch die Republik, wo sich im Schnitt 30 Konzerte im Jahr geben. Es mache viel Spaß, sagt Föller. Darum gebe es auch eine aktuelle Studioplatte, eine weitere sei in Planung. Auch ein Live-Album ist erschienen. Sie haben also noch viel vor, kreieren neue Musik, sagen aber auch: „Natürlich müssen wir immer Gamma Ray bei unseren Konzerten spielen.“ Die Fans feiern den Song, rund 250 waren es in Lantershofen, die die fünf Musiker feierten.

Föller nutzt die Auftritte und die Gespräche hinter den Kulissen auch, um mit einem Thema aufzuräumen: Birth Control werden landläufig als Vertreter des sogenannten „Krautrock“ bezeichnet. Dagegen wehrt er sich. „Selbst Bernd Noske hat sich an dem Begriff immer gestört“, sagt Föller. Er habe überhaupt nichts von Krautrock gekannt, als er 1973 zu Birth Control gekommen sei. „Wir waren sehr England-affin. Ich hatte zwar von der ein oder anderen Band des Krautrock gehört, aber das wars auch schon.“ Für die Band ging es von Lantershofen gleich weiter, schon am Samstag stand das nächste Konzert in Offenbach an.

 

Veranstaltungsankündigung

Die seit weit über 50 Jahren bestehende deutsche Prog-Rock-Band BIRTH CONTROL schlägt mit der Veröffentlichung des 21. regulären Albums OPEN UP ein neues Kapitel in der Bandhistorie auf. Zum 50-jährigen Jubiläum der Veröffentlichung des Erfolgsalbums HOODOO MAN bringen BIRTH CONTROL acht neue Studiotracks, incl. einer Neubearbeitung des 1972 erschienen „Überhits“ GAMMA RAY auf den Plattenteller.

Das neue Studio-Album OPEN UP zeigt die Kreativität und Bandbreite der aktuellen Besetzung, ihren Ideenreichtum und die Motivation, BIRTH CONTROL in 54 min. auf den Punkt zu bringen. Das Album wurde während des „Lockdowns“ 2020 konzipiert und zwischen Januar und Juni 2021 aufgenommen.

Nach dem plötzlichen Tod des Masterminds Bernd „Nossi“ Noske 2014, sind BIRTH CONTROL seit Anfang 2016 wieder erfolgreich auf Tour. Mit Sascha Kühn (keyboards seit 2001), Hannes Vesper (bass seit 1998) und Martin Ettrich (guitar seit 2009), gehören seit 2016 mit Peter Föller (vocals) und Manni von Bohr (drums) gleich zwei alte BC-Mitglieder der 1970er bzw. 1980er Jahre Formation der aktuellen Besetzung an.

Club- und Festivalauftritte in den letzten 6 Jahren zeigen: „BIRTH CONTROL hat in der aktuellen Besetzung nichts an Strahlkraft verloren“.

Am 18. Oktober 1974 spielte die junge Band BIRTH CONTROL auf einem Messegelände des Kreishandwerks Ahrweiler in Bad Neuenahr. „Mein erstes Konzert“ sagt Hugo Heinzen, Inhaber der Plattenkiste Bad Neuenahr. Auf den Tag 50 Jahre nach dem Gig hat „Hugo“ ist die Band wieder da. Entscheidend zur Verpflichtung von BIRTH CONTROL hat „Hugo“ beigetragen, die Plattenkiste präsentiert das Konzert.

17.10.2024: ANDREAS REBERS

Herkunft ist das Gegenteil von Zukunft

Kabarettist Andreas Rebers gab sich in Lantershofen gewohnt bissig

So kennt man Andreas Rebers von seinen Auftritten auf der Mattscheibe: bissig in seinen Aussagen schaut er dem Deutschen aufs Maul und zeigt ihm sein Auftreten und seine Gedanken auf. Und immer wieder spinnt Rebers den Faden zur Vergangenheit. Sein Lieblingsthema: die Nachkriegszeit. Auch bei seinem ersten Auftritt in Lantershofen, wo er vor ausverkauftem Haus sein aktuelles Programm „Rein geschäftlich“ spielte, kamen die Protagonisten früherer Programme wieder vor: Wie eine Sabine Hammer, geschiedene Sichel. Die Frau mit DDR-Vergangenheit und dem veganen Hammerkind, dem Rebers still und heimlich seine Ideen einer Kindeserziehung angedeihen lässt. Dazu die bucklige Verwandtschaft, einst aus Schlesien vertrieben. Der Onkel, dem nach dem Russlandfeldzug ein Auge fehlte, einem anderem fehlte ein Ohr und Onkel Dolff fehlte gar die Einsicht. Der schenkte dem kleinen Andreas seine alte Hitlerjugend-Uniform.

Und was machen die Deutschen? Entwickeln sich vom Herrenmenschen zum Moralweltmeister. Da fragt sich der Kabarettist schon: „Was ist das Leben? Zufall? Witz, oder eben doch nur ein Geschäft?“ Da wird Rebers schnell klar: das Gegenteil von Zukunft ist Herkunft. Und wieder gibt sich Rebers als Hausmeister des Herrn und Blockwart Gottes, als Exorzist, Volkskommissar für Rache und Vergeltung, oder als beliebter Erfinder der Dachlattenpädagogik. Das Hammerkind lässt grüßen.

Nichts und niemand ist vor im sicher, schon gar nicht die Religion. Als „praktizierender Freizeitjude, Gelegenheitschrist und Freizeitmuslim glaubt er, alles im Griff zu haben. Nur die Tatsache, mit welcher Leichtigkeit Politiker heute über Kriege reden, weil sie solche nie erlebt haben, macht dem 67-jährigen Sorge. Rebers ist nun einmal ein Mann der Extreme. In Lantershofen stellte er das einmal mehr unter Beweis und beeindruckte die 250 Gäste im Winzerverein nicht nur, wenn er auf er die Pauke haute, in die Tasten griff oder das Akkordeon umschnallte.

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rein geschäftlich – Neues vom Moralweltmeister

Was ist das Leben? Zufall? Witz, oder eben doch nur ein Geschäft? Um diese Frage geht es in Rebers aktuellem Programm.

In den letzten Jahren haben wir ihn in den unterschiedlichsten Rollen kennengelernt. Ob als Hausmeister des Herrn und Blockwart Gottes, als Exorzist, Volkskommissar für Rache und Vergeltung, oder als beliebter Erfinder der Dachlattenpädagogik. Für ihn ist die Bühne das Schlachtfeld im Kampf gegen den Überwachungskapitalismus, die digitale Diktatur und eine scheinbar unaufhaltsam um sich greifende Verblödung des online Pöbels. Rebers ist ein Mann der Extreme und somit einem Diego Maradona nicht unähnlich. Ein Mann der alles gibt und für den jedes Gastspiel ein Endspiel ist.

Rebers arbeitet analog und lässt sich am ehesten mit einer losgerissene Kanone vergleichen. Immer geladen und niemand weiß, wen es trifft. Dabei achtet er stets darauf, dass uns die Heiterkeit nicht vollständig abhanden kommt. Es steht nicht gut um den „Humorstandort“ Deutschland. Wo man hinschaut, grassieren Seuchen, Erziehungseifer und Unvernunft. Alles geht irgendwie viral und schon riecht es immer öfter nach diesen alten Deutschen Tugenden, von denen man glaubte, dass wir sie längst hinter uns gelassen haben. Aber wie denn auch? Die Deutschen von heute sind doch nicht besser, als die Deutschen von damals. Damals war halt eine andere Zeit und so stellt sich die Frage:

„Was ist das Gegenteil von Zukunft?“

„Herkunft!“

Klingt nach schwierig, ist aber ganz leicht. Denn Rebers ist ein Mann mit Mutterwitz, viel Musik, überbordender Kreativität und strotzender Liebe für das menschliche. Muster waren nie sein Ding und wenn man wissen will, worum es in diesem Programm eigentlich geht, lautet die Antwort, um alles!!! Genau genommen, um alles wonach man nicht marschieren kann.

Und so haut auf er die Pauke, in die Tasten oder um sich und manchmal denkt er auch schon mal daran abzuhauen. Aber darum geht es dann erst im nächsten und letzten Programm. Diesmal geht es nur ums Geschäft!

 

12.10.2024: INGO APPELT

Ingo Appelt gab den Startschuss

So „brav“ wie im Fernsehen war der Komiker in Lantershofen nicht

Der bekannte Komiker, Comedian und Kabarettist Ingo Appelt hat am Wochenende in Lantershofen das Kabarettprogramm der Kulturlant-Spielzeit 2024/25 eröffnet. Appelt ist seit vielen Jahren auf den Bühnen der Republik unterwegs und galt zumindest in seinen Anfangstagen als Enfant terrible der Szene, der sich in seinen Gang überwiegend unter der Gürtellinie bewegte. In der jüngsten Vergangenheit aber zeigten seine Auftritte auf der Mattscheibe aber einen Wandel des in Essen geborenen und dann nach eigenen Worten im Alter von elf Jahren nach Franken verschleppten Appelt hin zu politisch angehauchtem Kabarett. Auf der Bühne abseits der Kameras aber gibt Ingo Appelt eine ganz andere Figur ab. Jeweils Zwei Stunden lang ließ der Komiker am Samstag in Lantershofen derart vom Leder, dass es dem Publikum schwindlig wurde. „Der holt ja gar keine Luft“, so die Meinung vieler zu einem Wasserfall an Gags und Pointen. Da wurde ganz klar: Appelt ist einer der besten seiner Zunft. Und er ist längst nicht so brav, wie vor der Kamera. Tabufreundlich, heftig und deftig redete der Mann Klartext.

Der 57-jährige ließ dabei auch das Publikum auf der Lanterhofener Kulturlant-Bühne kaum zum Durchschnaufen kommen, wenn er über die Definitionen etwas kräftigerer Menschen berichtete: „Männer sind fett, Frauen sind curvy.“ Wobei: wer ist Mann, wer ist Frau? Das kann man sich doch im Laufe des Lebens aussuchen, und darum plant Ingo Appelt auch die Umwandlung in Inga Moppelt. Denn dem Deutschen bleibt von Geburt an nur eines treu und unveränderlich: seine Steuer-ID.

Und so ließ der Komiker an kaum einem Teil der Gesellschaft ein gutes Wort, sprach beim Gedanken an die Kinder von „sinnlosen Mehlwürmer“, was sich spätestens in der Corona-Pandemie herausstellte. Und er bedauerte einen Kevin Kühnert. Dass die Jugendlichen von heute als Kind im Lastenrad über die Straßen kutschiert wurde, macht Sinn. „Dann gewöhnen sie sich früh an die Holzkiste, sind ja auch die letzte Generation.“ Politisch unkorrekt machte Appelt aus seiner politischen Gesinnung keinen Hehl und sieht sich als vorletztes Mitglied der SPD.

Was die Jugend heute aushalten müsse, definierte er an seinem eigenen Auftritt: „Wer eine halbe Stunde Appelt nicht aushält, ist nicht reif fürs Leben.“ Und er hatte noch einen Tipp für den Nachwuchs parat, der die Welt retten und nicht auf den Konsum verzichten will: „Sie sollten ihre Handys selbst zusammenbauen müssen und an besten noch die seltenen Erden dafür aus dem Wald kratzen müssen. Dann würden sie auch nicht jedes Jahr ein neues Gerät haben wollen.“ So viel zur Nachhaltigkeit. Nachhallen wird der Auftritt von Ingo Appelt auf jeden Fall bei den 250 Menschen, die Ingo Appelt am Wochenende nicht nur eine halbe Stunde ertragen haben. Und Veranstalter Kulturlant freute es, dass sich derart bekannte Komiker an ihre Wurzeln erinnern und auch kleinen Bühnen im Lande immer wieder gerne einen Besuch abstatten.

Veranstaltungsankündigung

STARTSCHUSS! – Auf die Kacke, fertig, los!

Tabufreundlich, heftig und deftig! Wer Ingo Appelt will, bekommt auch Ingo Appelt. Klartext eben und nichts für Zartbesaitete.

„Wo sind sie hin, die guten Jahre? Nichts ist, wie es war! Alles geht den Bach runter!“ – Wenn alle jammern, läuft einer zur Höchstform auf und übernimmt das Steuer: Ingo Appelt! Der Letzte, ja, der Beste seiner Art, mit seinem besten Programm aller Zeiten. Vollgedopt mit Ingosteron und einem „Hurra, uns geht’s schlecht!“ auf den Lippen, zieht der Ritter des schonungslosen Humors los, dem allgemeinen Verdruss den Kopf abzuschlagen. Einer muss es ja machen, hilft ja nix – Appelt schon!

Und wie jeder Ritter macht auch er das alles vor allem für die Frauen. Ingo feiert die Frauen und fordert das Matriarchat jetzt! Egal, was die anderen sagen. Das nimmt er in Kauf, denn durch Reibung entsteht Wärme. Und die können wir doch gerade jetzt besonders gut gebrauchen! Er schlägt weiter dahin, wo es vor Lachen weh tut – immer aufs Zwerchfell. Der böse Junge der Comedy ist furchtlos wie eh und je und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. Lieber verliert er einen guten Freund als einen guten Gag. Na, das kann ja heiter werden, heiter mit Aussicht auf Shitstorm! Und wenn ihr bei so viel Spaß dennoch unbedingt irgendwen hassen wollt, dann hasst doch Ingo. Der kommt damit klar. Besser noch – er verschenkt zu jedem gekauften Ticket das Gratis-Seminar „Betreutes Hassen mit Ingo Appelt“. Einlösbar direkt während der Show.

STARTSCHUSS – wer das verpasst, ist nicht zu retten!

www.ingo-appelt.de

05.10.2024: STEPHAN SULKE

Im dritten Anlauf

Liedermacher Stephan Sulke spielte in Lantershofen

Da war Durchhalten angesagt: erst im dritten Anlauf gelang es Liedermacher Stephan Sulke, ein Konzert auf der Kulturlant-Bühne in Lantershofen zu spielen. Dort wollte der Schweizer eigentlich bereits im Jahr 2021 spielen. Corona verhinderte dies, ein Jahr später musste der Ersatztermin ebenfalls abgesagt werden. Doch die Sulke-Fans hielten durch und nun konnte charismatische Musiker sich doch noch auf der Bühne im Lantershofener Winzerverein an Flügel oder Keyboard setzen, um den 250 Gästen im ausverkauften Winzerverein Kostenproben seines langen Schaffenslebens zu geben. Es war am vergangenen Samstag der erste Termin der neuen Kulturlant-Saison.

Sulke setzte dabei in erster Linie auf Songs seines jüngsten Albums „Liebe ist nichts für Anfänger.“ Aber nicht nur das, als „Der Typ von nebenan“ eröffnete er den Abend. Schon da begleitete langanhaltender Applaus den Künstler, der ein neues Album in Aussicht stellte und hieraus bereits den Titel „Wieder heim“ präsentierte.

Was nicht fehlen durfte, waren die großen Hits des in Shanghai geborenen Sulke, der in diesem Jahr sein 80. Lebensjahr vollendete. Mit „Uschi“ beendete er den ersten Teil seines Konzerts, letzte Zugabe am Abend war dann mit „Der Mann aus Rußland“ ein Song, der ungewollt wieder aktuell geworden ist.

Veranstaltungsankündigung

Liebe ist nichts für Anfänger

Wohl kein deutschsprachiger Songpoet hat Frauen und Männer und ihre komplizierte Beziehung so sensibel porträtiert wie Stephan Sulke.

Mit „Uschi (Mach’ kein’ Quatsch)“ hat er einen der witzigsten Songs in deutscher Sprache geschrieben, mit „Lotte“ einen der traurigsten.

Aber auch Gesellschaftskritisches wie „Die Moral“ nahm Stephan Sulke im Laufe einer 50-jährigen Karriere auf.

„Meine Musik war immer eine Mischung aus Sarkasmus, Melancholie und etwas Blödelei“, sagt der Sänger und Pianist im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Das aktuelle Album des 80-Jährigen hat wieder diesen ganz speziellen Sulke-Zauber, der ihn für viele zum besten deutschen Song-Poeten macht.

„Liebe ist nichts für Anfänger“ enthält jede Menge widerständigen Wortwitz, Wehmut und Warmherzigkeit in zwölf Pop-Vignetten, die über drei Minuten oft mehr zu erzählen haben als ganze „Konzeptalben“ weniger begabter Liedermacher. (Focus)

27.04.2024: THE JEREMIAHS

Von fröhlich und aufbrausend bis düster und geheimnisvoll

Die vielfach ausgezeichnete Band „The Jeremiahs“ war in Lantershofen

Die Spielzeit 2023/24 beim Grafschafter Verein Kulturlant ist beendet. Zum Abschluss kamen im Lantershofener Winzerverein mehr als 200 Freunde der Folk-Musik auf ihre Kosten. Die irische Band „The Jeremiahs“ gaben im Rahmen ihrer Deutschland-Tour ein gefeiertes Konzert. The Jeremiahs gelten als eine der interessantesten und schöpferischsten Bands Irlands, Sänger Joe Gibney erhielt für seine durchdringende Stimme zahlreiche Preise. Und der Rest der Band, die erst im vergangenen Jahr zwei Personalwechsel erlebte, strotzte vor Spielfreude. Matt Mancuso beherrschte die Fiddle, Conor Crimmins sorgte mit den verschiedensten Querflöten für Stimmungen aller Art und James Ryan gelang es, die Gitarre als Rhythmusgerät einzusetzen.

Zu hören bekam das Publikum in Lantershofen in erster Linie Stücke aus dem aktuellen Album der Jeremiahs, “Misery Hill and other Stories.” Das Werk war im Mai vergangenen Jahres mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet worden. Dabei überzeugte die Jury, dass das Album mit seiner Aufrichtigkeit und Emotionalität eng an die irische Tradition anknüpft. Es geht um das Erzählen von Geschichten, um Ereignisse der Vergangenheit, wie auch um persönliche Erlebnisse. Dass die vier Musiker vollkommen unterschiedliche Herkunftsgeschichten mitbringen, sorgte für zusätzliche Abwechslung und Spannung. Die Musik war abwechselnd, mal fröhlich, mal düster. The Jeremiahs sangen über die beiden Jungs im Auto auf der „Wild Barrow Road“, die sie zu ihrem Konzert nach Barrow in lauer Frühlingsnacht bringt. Aber auch die „Misery Hill“ wird besungen. Jene Straße in Dublin, in der der Henker seinem Dienst nachging und in der danach die Leichen der Gehängten zur Schau gestellt wurden. Die Straße war Ausgangspunkt für die Lepra in Dublin, aber auch ein Pilgerweg.

Mal einfühlsam, mal aufbrausend und hin und wieder instrumental begeisterten The Jeremiahs das Publikum in Lantershofen mehr als zwei Stunden lang. Die Deutschland-Tournee von „The Jeremiahs“ wurde von Culture Ireland und der irischen Botschaft in Deutschland im Rahmen der Initiative „Zeitgeist Irland 24“. Fest steht zudem, dass der Verein Kulturlant auch in seiner kommenden Spielzeit wieder Folk-Konzerte im Programm haben wird.

Veranstaltungsankündigung

The Jeremiahs gelten als eine der interessantesten und schöpferischsten Bands Irlands. Joe Gibney (Gesang), Matt Mancuso (Fiddle, Background Vocals), Conor Crimmins (Querflöte) und James Ryan (Gitarre, Background Vocals) präsentieren eine fabelhafte Melange aus traditionellen Folk-Songs, eigenen Liedern und fetzigen Melodien. Im Mai 2023 erhielt die Band für ihr neues Album “Misery Hill and other Stories” den renommierten Preis der Deutschen Schallplattenkritik 02/2023.

Den Reiz dieser Band macht nicht zuletzt die unterschiedliche Herkunft ihrer Musiker aus: Joe Gibney aus Dublin bietet mit seiner außergewöhnlichen und markanten Stimme ein vielfältiges Repertoire an Songs, von mitreißenden Seemannsliedern bis hin zu gefühlvollen traditionellen Balladen über Liebe und Leid. Manchmal fühlt man sich dabei an Luke Kelly erinnert… In New York geboren und aufgewachsen, wurde Geiger Matt Mancuso von seinen Eltern schon früh an den Irish Trad Folk herangeführt. Später entdeckte er seine Liebe zum Jazz und zur Trompete, deren Spiel er ebenso meisterhaft beherrscht wie das der Fiddle. Diese Einflüsse aus dem anderen Genre spürt man in seiner Musik. Unter anderem tourte er mit Lord of the Dance um die Welt und mit der Kultband Grada durch Europa und die USA. Der aus der irische Grafschaft Clare stammende Conor Crimmins ist der Flötist bei The Jeremiahs. Er komponiert, produziert und unterrichtet Musik; oft steht er mit dem angesagten irischen Rapper Strangeboy auf der Bühne, untermalt Rapmusik mit Trad Folk und verbindet Traditionelles mit Progressivem. James Ryan aus Kildare ist mit seiner Gitarre die Säule der Band und bedient sich bei seinem Spiel einer breiten Palette von Einflüssen aus verschiedenen Genres und Traditionen, was sich in seinem einzigartigen, perkussiven Begleitstil widerspiegelt.

Das Ergebnis sind brillante und berührende Songs sowie feurige Zwiegespräche mit Gitarre, Fiddle und Flöte – The Jeremiahs bieten ein äußerst facettenreiches und mitreißendes Konzerterlebnis. Die im April/Mai 2024 stattfindende Deutschland-Tournee von „The Jeremiahs“ wird von Culture Ireland und der irischen Botschaft in Deutschland im Rahmen der Initiative „Zeitgeist Irland 24“ unterstützt (Part of Zeitgeist Irland 24, an initiative of Culture Ireland and the Embassy of Ireland in Germany).

13.04.2024: TOBIAS MANN

Lantershofen feiert Tobias Mann

Kabarett auf Spitzenniveau begeisterte das Publikum im Winzerverein

Zum Abschluss der Spielzeit 2023/24 konnte der Verein Kulturlant rund 230 Gästen im bestens gefüllten Saal des Lantershofener Winzervereins einen Abend zum „Zunge schnalzen“ präsentieren. Der Mainzer Tobias Mann präsentierte sein aktuelles Programm „Mann gegen Mann“, und nicht nur beim Veranstalter war man überzeugt, dass es in den zehn Kulturlant-Jahren das Beste war, was Kabarettisten auf der Dreieckbühne des Winzervereins geboten haben. Fast drei Stunden lang hielt Tobias Mann seine Gäste auf Trab und verausgabte sich wie ein Marathonläufer. „Nach der Pandemie habe ich die Liebe zum Spielen auf der Bühne und vor Publikum wieder entdeckt“, sagte der Mainzer zum Auftakt eines fulminanten Abends. Dass das keine leere Worthülse war, wurde schnell klar. Mann hüpfte und sprang über die Bretter, mal saß er am Flügel, mal griff er zu einer seiner Gitarren, meist aber auch nur zum Mikrofon. Dabei ließ er fast alle Genres des Kabaretts zu.

Oftmals ging es politisch zu, wobei der Spaßmacher kaum einen Politiker ausließ. Und immer gab es den „Spieler Mann“ und den „Gegenspieler Mann.“ Mann gegen Mann eben. Da wünschte er zum einen der FDP und ihren Kubickis oder Lindners alles Schlechte an den Hans, um im nächsten Moment klarzustellen, dass er die Liberalen ja brauche – keiner liefert mehr Stoff fürs Kabarett. Dass er den Grünen nahestehe, verschwieg Mann nicht, ehe er im nächsten Moment den niedlichen politischen Golden Retriever Habeck durch die Kabarett-Mühlen drehte.

Er hatte alle auf dem Schirm: Klima-Kleber und Dumme, die nicht merken, dass sie dumm sind. Rechte und linke Hasser und Internet-Proleten. Pandemie-Entscheider und Kabarett-Besucher mit Stockholm-Syndrom. Also mitgenommene Männer. Mann stellte sie, die entscheidenden, philosophische Fragen, wie „Warum bin ich hier?“ Das allerdings fragt er sich meistens, wenn er im Keller steht. Politik, Gesellschaft, überzeichnete Realität und immer wieder Nonsens. „Genial“, so der Tenor im Publikum, dass auch nach knapp drei Stunden vom „Kabarett im Deutschland-Tempo“ nicht genug bekommen konnte.

Veranstaltungsankündigung

MANN GEGEN MANN – DAS 7. SOLO

Tobias Mann, seines Zeichens Satiriker und Musiker, stellt sich im neuen Kabarettprogramm seinem ultimativen Endgegner und – Überraschung – es ist Tobias Mann selbst. Die härtesten Diskussionen führt er mittlerweile nicht mehr im Internet, sondern in seinem tiefsten Inneren und dabei zeigt sich: Selbst bei Facebook und Twitter geht es gesitteter zu. Jedes Selbstgespräch eskaliert und mündet in wüsten Beschimpfungen und Hasskommentaren, ohne Chance darauf, dass der User gesperrt wird. Schlimm für ihn, aber gut für sein Publikum, das tun an diesem höchst unterhaltsamen, kabarettistischen Kampf Mann gegen Mann teilhaben darf.

In Zeiten von vielfliegenden Umweltaktivisten, bestechlichen Volksvertretern und kriminellen Ordnungshütern kann man die Augen auch vor den eigenen Inkonsequenzen kaum noch verschließen – und das lässt einen zum Hulk werden. Zu allem Übel ist Tobias Mann auch noch das, was sein Name verspricht: ein Mann – cis, Weiß und seit Neuestem auch nicht mehr ganz jung. Bricht sich darum jetzt vielleicht diese toxische Männlichkeit bahn, von der alle sprechen und die so viele seiner Altersgenossen in wütende Fortschrittsblockierer und Patriarchen alter Schule verwandelt? Hoffentlich nicht, aber die grundsätzliche Frage bleibt: Ist der Mann vielleicht die Wurzel allen Übels? Sicher, es gibt auch böse Frauen, aber sind die nicht eher ein Beweis dafür, dass es – frei nach Adorno – heißen muss: „Es gibt kein weibliches Leben in einem männlichen System!“

Die Politik nimmt die neue, deutsche Aggression dankend auf und verlegt Intrigen und Machtspielchen, die sonst hinterhältig im Stillen verlaufen wären, auf die große Bühne. Für Tobias Mann ist all das zwiespältig und ein ständiger innerer Kampf: Als Mensch ist er angepisst, als Kabarettist bedankt er sich für das fantastische Material. Der Satiriker in ihm mahnt: „Die Zuschauer müssen unbedingt was mitnehmen. Es braucht Haltung!“ Der Gellschaftsbeobachter entgegnet: „Haltung – schön und gut, aber man muss schon alle Seiten beleuchten!“ Der Komiker schreit: „Scheiß drauf! Die Pointe muss knallen!“ In Texten und Liedern schießt der vielfach ausgezeichnete Kabarettist (u.a. Deutscher Kleinkunstpreis, Prix Pantheon, Salzburger Stier, Deutscher Comedypreis für die ZDF Show „Mann, Sieber!“) auch in seinem 7. Bühnenprogramm gegen Alles und Jeden, der es verdient hat. Und allzu oft ist das sogar er selber. Aber keine Angst: Beim Kampf gegen sich selbst gibt es zumindest zwei Gewinner: Tobias Mann und sein Publikum.