„Jeckediz“ kamen sozialkritisch daher
In Lantershofen gab es ein außergewöhnliches Konzert
„Manche Leute sagen, wir seien eine Karnevalsband“, meinte Michael Ley, Musiker der Kreisstadt-Formation „Jeckediz“ am Samstag in Lantershofen. Prinzipiell mag diese Einschätzung stimmen, auf der Kulturlant-Bühne gab es jedoch ein ganz anderes Programm namens „Mer künne och anders.“ Anders können im nahen Köln nämlich auch die Musiker, die ansonsten für die Verbreitung guter Laune zuständig sind. Und darum coverten Jeckediz nun in Summe 21 kölsche Songs mit sozialkritischen Texten.
Da ging es beispielsweise um Hass gegen Ausländer, um Widerstand aus den Zeiten des Nationalsozialismus, um das Leben Obdachloser und gänzlich darum, den Menschen so zu nehmen, wie er ist. Auch den Bezug zur Flutkatastrophe im Ahrtal fanden Jeckediz im Bläck Fööss-Lied „Usjebomb“, weil es nach der Flut in den Orten kaum anders aussah als nach dem Zweiten Weltkrieg in Köln. Immer wieder gab es Songs aus den sogenannten „Arsch huh“-Projekten zu erleben. Die standen schon in den 1990er Jahren für den Kampf gegen Rassismus.
Jeckediz sangen über „Fleisch un Bloot“ oder „Jröne Papajeie“ aus der Feder von Kasalla, über Rußland-Rückkehrer „Jupp“ der auf der Straße landete, über BAP-Song „Wellenreiter“ über Mitläufer oder „Ungerm Adler“ von den Bläck Fööss. Die fünf Stamm-Musiker Andreas Hoß, Dirk Schoenmakers, Michael Ley, Michael Schella und Thomas Gorba hatten sich Verstärkung auf die Bühne geholt. Keyboarder Thomas Giesen war dabei eine Klasse für sich und die erst 16-järhige Rebecca Schoenmackers, die „Nit mit uns“ (Anke Schweitzer & Rolf Lammers) sowie „Bes zom nächste Morje“ (BeerBitsches) sang, bewies eine großartige Stimme.
Mit dem Konzert, dass Michael Ley kurzweilig mit vielen Geschichten über die Jeckediz-Musiker moderierte, zeigte die heimische Band mehr als drei Stunden lang die Facetten der kölschen Liedkultur auf, die auch anklagend, fragend und protestieren sein kann. Die Gäste im ausverkauften Lantershofener Winzerverein dankten der Band am Ende mit stehenden Ovationen.
Veranstaltungsankündigung
Mer künne och anders!
Von einer ganz anderen Seite präsentiert sich die Ahrkreis-Mundartband „Jeckediz“ am 2. Dezember in Lantershofen. Dann heißt ihr Programm „Mer künne och anders“ – Jeckediz anders erleben. Schon einmal trat man unter dem Programmnamen in der ehemaligen Ahrweiler Synagoge auf und erntete viel Beifall. „Jetzt soll es endlich ein Fortsetzung geben“, sagt Sänger Dirk Schoenmakers. Was Jeckediz bieten, sind nachdenkliche, tiefgründige, kritische kölsche Lieder von den Bläck Fööss, BAP, Brings, Kasalla, Paveier und vielen anderen sonst eher im Karneval beheimateten Bands. Dass diese Bands nicht „nur“ Karneval können, will Jeckediz in seinem Programm zeigen. Die Musiker werden dies in der gewohnten Besetzung, aber verstärkt mit Thomas Giesen an den Tasten und mit akustischen Instrumenten in etwas „abgespeckter“ Version gegenüber ihren sonstigen närrischen Auftritten präsentieren. Aus diesem Grund ist es auch keine Stehplatzveranstaltung, der Saal des Winzervereins wird bestuhlt, Gastgeber ist der Grafschafter Verein Kulturlant e.V. Mit dem Erlös wollen Jeckediz und Kulturlant die Arbeit des Vereins „Botzedresse – Kinderherzen in Not e.V.“ unterstützen.