29.03.2025: VOLKER WEININGER

Eierlikör ohne Eier

Wenn „Der Sitzungspräsident“ Volker Weininger loslegt, bleibt kein Auge trocken

Dass Kölns bester Büttenredner Volker Weininger auch ein absolut genialer Kabarettist ist, konnten 250 Menschen im ausverkauften Lantershofener Winzerverein wieder einmal erleben. Mit „Filmriss“ spielte Weininger dort sein aktuelles Bühnenprogramm. Es ist das zweite Programm, bei dem der Wahl-Bonner in die Person seines Alter-Ego „Der Sitzungspräsident“ schlüpft, um dem Publikum mit markanten Worten seinen vernebelten Kosmos zu erklären. Im alkoholischen Dunstkreis waren beim Dauernuschler Weininger alle Charaktere wieder dabei, allen voran Hermann, der sein Leben am Intelligenzminimum zu leben versteht.

Zwei Stunden lang berieselte Volker Weininger seine Gäste mit einer riesigen Gag-Dichte und immer wieder unerwarteten Pointen. Beispiel gefällig: die Pandemie weckte den Koch im Sitzungspräsidenten. Was gab es? Eierlikör. Mit einfachem Rezept: man nehme acht Bio-Eier, eine Flasche Doppelkorn – und lasse die Eier dann weg. „Dann kannst Du dir auch den Thermo-Mix sparen.“ Das Publikum johlte, zumal der Sitzungspräsident auf der eigentlichen Suche nach seinem alten IHK-Zeugnis immer wieder auf Erinnerungsstücke stieß, die eine skurrile Story nach der anderen hervorbrachten. Da blieb wahrlich kein Auge trocken.

Veranstaltungsankündigung

Läuft beim Sitzungspräsidenten: Beim Frühschoppen schon um 19 Uhr den Absprung geschafft, auf der Jahreshauptversammlung mit 104 Prozent wiedergewählt und im Job wartet endlich die längst

überfällige Beförderung! Wenn er bloß wüsste, wo er dieses verflixte Abschlusszeugnis hingetan hat, das er für die Bewerbung noch braucht! Das muss doch in der Kiste unten in der Kellerbar sein, da drin verwahrt er ja alles: Zeugnisse, unbezahlte Deckel, Urkunden, Orden, Fotos, Liebesbriefe, Strafzettel, das erste Kölschglas zur Kommunion – eben sein ganzes Leben. Also setzt sich der Präsi in seine Kellerbar, macht ein Bier auf und fängt an zu suchen. Und wie er so in der Kiste stöbert, fallen ihm plötzlich wieder all die Geschichten und Erlebnisse ein, von denen er viele ohne die Kiste vielleicht vergessen hätte: Erster Schultag, erstes Kölsch, erster Kuss (alles an einem Tag!), Hochzeit, Kinder, die Touren mit dem Verein und natürlich der Hermann, sein Freund mit dem Leben am Intelligenzminimum.

Auch in seinem zweiten Solo-Programm kommen bei Volker Weininger die Kölsch und die Gags wieder Schlag auf Schlag. Als Sitzungspräsident nimmt er uns mit auf eine autobierografische Reise durch sein bewegtes Leben. Viele glauben ja, so ein Mann, der war sicher immer schon Präsident. Stimmt aber gar nicht: Bis zu seinem 5. Lebensjahr war er auch nur 2. Vorsitzender! Und das ist nur eine von vielen überraschenden Erkenntnissen, die sich der Sitzungspräsident da kölschselig selber entlockt. Und es werden von Bier zu Bier mehr! An Manches kann er sich nicht mehr so ganz genau erinnern, Filmriss eben. Aber zum Glück gibt`s ja da die Kiste und auch den ein oder anderen Zeitzeugen, der da weiterhelfen kann. Aber wo ist jetzt das verdammte Zeugnis? Kann doch nicht weg sein!

 

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