Das Rheinland ist auch im Alter erste Wahl
Konrad Beikircher erläuterte in Lantershofen sein rheinisches Universum
Der inzwischen 78-jährige Kabarettist und gebürtige Südtiroler Konrad Beikircher hat sich rar gemacht auf den Bühnen in seiner Wahlheimat, dem Rheinland. Jetzt war er auf Einladung des Grafschafter Vereins Kulturlant in Lantershofen zu Gast. Vor ausverkauftem Haus präsentierte er dort sein „rheinisches Universum.“ Besser gesagt: er wollte es. Denn Beikircher konnte und wollte irgendwie den Faden nicht halten, schaffte nach einer Halbzeit seines Gastspiels gerade einmal die Abarbeit der ersten einer Vielzahl von Seiten aus seinem Manuskript. Dabei berichtete er von wohlgefühlten Überlegungen, das Alter lieber in Südtirol oder lieber im Rheinland zu verbringen.
Vorweggenommen: Beikircher, der wie kein anderer den Rheinländer studierte und ihm aufs Maul schaute, wird seiner Wahlheimat nicht den Rücken kehren. Viel zu verbunden sei er mit der Gegend am Rhein, wo er von 59 Jahren als Student in Bonn ankam. Und was musste er als erstes in diesem Ort der wieder aufblühenden Weltpolitik feststellen? Einen Hauptbahnhof mit ganzen drei Gleisen. Das Besondere seien eher die Menschen gewesen, zumal diese nach einem besonderen Credo lebten und leben: „Schön is et, wenn et schön is.“ Den Menschen im Lantershofener Winzersaal fügte er wohlwollen bei: „Ihr seid ja wenigstens hier linksrheinisch.“ Das war ihm in den ersten in Bonn nicht beschert.
Was Beikircher an seiner und der Deutschen ehemaligen Lieblingshauptstadt so mag, sei das Provinzielle. Daher habe er nach dem Bonn-Berlin-Beschluss auch eine Träne vergießen müssen. Nun ließen die Politiker im fernen Berlin die Gelassenheit fernab jeglicher Protzerei hinter sich. Der Kabarettist bewegte sich in seinen Erzählungen vor allem auf die ersten Tage, unter anderem auch auf die damaligen Studentenproteste und einen Polizeichef, der den jungen Demonstranten zurief: „Wir sind hier im Rheinland, da können wir uns auch direkt vertragen, ohne uns erst prügeln zu müssen.“ Das klappte hervorragend und war einer der Gründe, die den damals jungen Beikircher bewegten, den Studienort nicht mehr zu verlassen. Ein weiterer Grund waren die Politiker, allen voran ein anderer Konrad, nämlich Adenauer.
Veranstaltungsankündigung
Das rheinische Universum
Wer sind eigentlich die Aliens: die Imis oder die Einheimischen? Im rätselhaftesten aller Universen ist vieles anders: die Sprache, der Karneval, die Kirche, die Politik, die Wirtschaften, das Essen, die Krankenhäuser und so weiter.
Beikircher erzählt und weiß, wovon er spricht. Sein neues Programm ist eine kleine Bilanz aus 57 Jahren Leben im rheinischen Universum. Die Schrecken des ersten Kontakts, die Entdeckung der Ähnlichkeiten mit Italien, das Glück des Voyeurs beim Eintauchen in die fremde Welt, die Schale-für-Schale-Durchdringung der rheinischen Zwiebel, die beglückende Erfahrung rheinisch-heiteren Seins. Der Weg in dieses mein rheinisches Zuhause-Sein-Gefühl ist gepflastert mit Geschichten,
Wahrheiten, Halbwahrheiten und wunderbaren Menschen, wie sie schon die Bläck Fööß besungen haben: „Mutzebuckel, Avjebrühte, Drecksack un Filou …“. Das Programm ist damit sozusagen mein „kleines rheinisches Testament“ – und dat janz ohne Notar!
Konrad Beikircher: „Ich freu mich auf Sie!“