Beschwingt ins neue Jahr
Bei der 17. Ausgabe von „Jazz ohne Stress“ in Lantershofen setzten nicht nur Tom Gaebel und Soleil Niklasson Akzente
Es ist Tradition, dass das Kulturjahr in Lantershofen mit einem Jazzevent eröffnet wird. Das war in diesem Jahr nicht anders, bereits zum 17. Mal hieß es „Jazz ohne Stress.“ Der im Ort aufgewachsene Musiker Jonas Röser hatte die Serie vor fast 20 Jahren ins Leben gerufen, im Jahr 2016 hatte der Verein Kulturlant die Organisation dann übernommen. Nach wirtschaftlich erfolgreichen Veranstaltungen hatte man 2020 beschlossen, ein Programm zu bieten, dass seinesgleichen sucht. Damals gehörte mit Denis Gäbel der Bruder von Weltstar Tom Gaebel zum Kreis der Musiker auf der Kulturlant-Bühne. Er tat sein Übriges, dass „Tom Gaebel and His Orchestra“ den Weg ins kleine Lantershofen fanden. Wegen der Pandemie im vergangenen Jahr noch ausgefallen, war Gaebel am vergangenen Samstag der Star in einem fantastischen Programm, bei dem der Entertainer mit kleinem „Orchester“ von gerade einmal vier Musikern das Publikum begeisterte. „Je kleiner das Orchester, desto außergewöhnlicher müssen die Musiker sein“, stellte Gaebel sein Orchester vor, bei dem Pianist Jerry Lu, Marcus Bartelt an Saxophon und Querflöte, Bassist Stefan Rey und Schlagzeuger Niklas Walter viele Gelegenheiten hatten, ihre individuelle Qualität unter Beweis zu stellen. Gaebel selbst hatte das Publikum vom ersten Takt an in seinen Bann gezogen, zumal er mit Klassikern aufwartete. Er sang über „Bad Bad Leroy Brown“ und ließ dem Auftakt Gassenhauer, wie „Fly me to the Moon“, „Quando“ oder „My Baby just cares for me“ folgen. Big-Band-Hits, wie „Sunny“ oder „Ol‘ Man River“ fehlten ebenso wenig in der rund einstündigen Vorstellung Gaebels, bei der er es am Ende mit „New York, New York“ auf den absoluten Höhepunkt eines Galaabends für Jazz und Swing brachte.
Das Publikum im Lantershofener Winzerverein tobte, tat dieses aber auch schon in der ersten Stunde von „Jazz ohne Stress.“ Die gestaltete die „Jonas Röser Session Five“, bei der sich Saxofonist Röser neben den beim Lantershofener Jazzabend lange etablierten Caspar van Meel (Kontrabass) und Dominic Brosowski (Schlagzeug) mit Martin Sasse einen der herausragenden Jazz-Pianisten in Europa eingeladen hatte. Sasse, van Meel und Brosowski eröffneten den Abend mit Sasses Stück „Two Souls“, um die Band zu exponieren. Dass es aber, wie Röser sagte, ein „Abend der Stimmen“ werden sollte, wurde schnell deutlich, führte der Saxofonist doch die in Lantershofen nicht unbekannte Soulsängerin Soleil Niklasson auf die Bühne, die sofort das Zepter übernahm. Mit ihrem „Love don‘t come easy“ sang sich die in Chicago geborene Wahl-Bonnerin schnell in die Herzen der Zuschauer. Mit „Love for sale“ oder „I thought about you“ folgten Stücke, in die Niklasson ihre individuelle Interpretation einfließen ließ, die den Musikern hinter ihr aber auch genügend Raum für starke Soli boten. Rösers Stücks „Blues for Mo‘“ stand im ersten Programmteil für die Botschaft an die Kinder, die die Flut im Ahrtal erleben mussten. „Wir wollen die Kinder stark machen, damit sie an der Erfahrung wachsen und stark bleiben“, so Jonas Röser. „Mit „God bless a child“ trug Soleil Niklasson zudem einen Song eigens für eine von der Flut stark betroffene Freundin vor, die nach großen Schicksalsschlägen im Flutopfer-Camp „Ahrche“ in Ahrweiler Halt fand.
Sowohl Röser, als auch der Verein Kulturlant waren nach fast drei Stunden am Samstagabend froh, dass man das aufwändige Jazzprojekt zwei Jahre nach Beginn der Planung trotz Pandemie erfolgreich präsentieren konnte. „Corona tut der Kulturbranche und jedem Künstler echt weh. Umso froher sind wir, dass die schon im Jahr 2019 verpflichteten Künstler nun noch ihrer Zusage nachkommen konnten“, untermauerte Jonas Röser am Ende auch den hohen Stellenwert, den „Jazz ohne Stress“ in Lantershofen unter Musikern genießt. Röser verriet, dass er fürs kommende Jahr Martin Sasse gerne eine tragende Rolle beim Jahresauftakt zukommen lassen würde.
Veranstaltungsankündigung
Lantershofen „Jazz ohne Stress“ heißt es am Samstag, 8. Januar, ab 20 Uhr im Winzerverein Lantershofen. Bereits im Januar 2020 stand ein festes Programm für die nunmehr 17. Auflage auf dem Plan. Umso größer ist die Freude, dass wir kommenden Januar nahtlos anknüpfen können. Der Konzertabend steht ganz im Zeichen großartiger Stimmen. Ganz besonders freuen sich die Konzertbesucher über das Gastspiel von Tom Gaebel und seinem Ensemble.
Seit Tom Gaebel 2005 sein Debütalbum “Introducing: Myself“ veröffentlicht hat, ist der Mann mit der unnachahmlichen Stimme aus der Musikszene nicht mehr wegzudenken. Kein anderer Entertainer Deutschlands verbindet derart leidenschaftlich knackige Big-Band-Sounds mit der mitreißenden Leichtigkeit des Easy Listening.
Kurzfristig konnten wir einen Überraschungsgast für den Abend gewinnen. Soleil Niklasson wird als featuring Guest der Jonas Röser (Saxophon) Session Five mit ihrer unnachahmlichen Stimme das Konzert eröffnen. Alle Konzertgänger aus 2019 erinnern sich an eine charismatische Stimme. Die aus Chicago stammende Ausnahmesängerin ist mit der Musik des Jazz, Gospel und Soul aufgewachsen und diese Authentizität spüren die Zuhörer auch in ihrer Musik. Ausgehend von der Notsituation im Aartal war es für Soleil eine Herzensangelegenheit, erneut in der Region aufzutreten.
Abgesehen von großartigen Stimmen, die durch den Abend führen, dürfen wir uns ebenso über herausragende Musiker freuen. Kein geringerer als Martin Sasse wird am Klavier die Röser Session Five im ersten Set des begleiten. Sasse hat im Laufe seiner Bühnenkarriere mit nahezu allen Legends im internationalen Jazz zusammengearbeitet und zählt lange schon selbst zu den herausragenden Jazz-Pianisten in Europa. Seine spektakulären Konzertreisen führen ihn rund um den Globus. Außerdem freuen sich alle Besucher der Konzertreihe auf unsere langjährigen Bandmitglieder. Caspar van Meel (Kontrabass) und Dominic Brosowski (Schlagzeug) ergänzen die Session Five im ersten Set. Van Meel arbeitet aktuell fieberhaft an einem CD Release für Mitte 2022 mit Arrangements zu Klavierwerken von Erik Satie.