Endlich mal eine Trink-Show statt Koch-Shows
Mit seinem Programm „Durst“traf Kabarettist Philipp Weber den Nerv des Publikums
Immer nur Koch-Shows. Damit war Schluss in Lantershofen. Dort präsentierte der Verein Kulturlant mit dem Programm „Durst – Warten auf Merlot“ des Kabarettisten Philipp Weber zur Abwechslung mal eine Trinkshow und traf damit voll den Nerv des Publikums. Und dessen Leber gleich mit. Mehr als 200 Gäste im Lantershofener Winzerverein waren von dem Pointen-Feuerwerk des Schnellredners aus dem Odenwald vollauf begeistert. Weber hatte ein Programm auf Lager, dass der Deutschen liebste Kultur beschrieb: die Trinkkultur. „Bei uns im Odenwald ist es sogar die einzige Kultur“, ließ der Komiker kaum ein gutes Haar an seiner Heimat. Und dabei haute der Wein-Genießer einen Klops nach dem anderen raus. Beispiele: Aldi-Bier zum Spottpreis eigne sich hervorragend, um den Dackel zu entwurmen. Und ein Smoothie unterscheidet sich vom Fruchtsaft dadurch, dass man beim Schlucken würgen muss.
Der Kabarettist ging der Frage nach, ob man mit Alkohol auch vernünftig umgehen könne. Seine Freundin verneint es, aber: „Mein Arzt sagt ja. Aber nicht sie, Herr Weber.“ Weber berichtete vom Alkoholmissbrauch, der keine Altersgrenzen kenne: „25.000 Jugendliche sind letztes Jahr mit Alkoholvergiftung ins Krankenhaus gekommen. Aber auch 27.000 Rentner.“ Vernünftiges Trinken will also gelernt sein. Da zitierte Weber auch gerne mal seinen Onkel Rudi, der nach dem Tod und vor der Einäscherung noch nüchtern werden musste, sonst wäre er verpufft. Des Onkels Verkostungen vom Selbstgebrannten trugen nicht umsonst den Beinamen „Blindverkostung.“ Dazu passte auch die Erkenntnis: „Wenn Gott gewollt hätte, das der Mensch Wasser trinkt, hätte er nicht so viel davon versalzen.“
Weber selbst unterbrach seine Dauerbelustigung ab und zu mit Fakten, die dann gar nicht so lustig waren. Dem täglichen virtuellen Wasserverbrauch der Deutschen zum Beispiel, in dem die Herstellung von Lebensmitteln und dem anderen täglichen Bedarf eingerechnet ist und der bei rund 4.000 Litern liegt. Und dem ständig weniger werdenden Trinkwasser, der steten Ausdehnung der Wüsten und dem damit verbundenen immer größer werdenden Flüchtlingsstrom.
Einen Schweif ins aktuelle Geschehen gab es obendrein. Zum Thema Nationalismus und Unzufriedenheit in Europa prognostizierte er: „Wenn das so weitergeht, sind in zwei Jahren nur noch die Briten in der EU.“ Besonders angetan hatte es ihm die leicht sexistische Fahrradhelm-Kampagne von Bundes-Verkehrsminister Scheuer: „Welches Leben soll denn gerettet werden, wenn ich im Bett einen Fahrradhelm trage“, fragte Weber, der nach mehr als zwei Stunden, in denen er das Zwerchfell der Gäste im Lantershofener Winzerverein aufs Äußerste strapazierte, mit lang anhaltendem Applaus und lauten Zugabe-Verlangen bedacht wurde.
Veranstaltungsankündigung
DURST – Warten auf Merlot
Vernünftiges Trinken will gelernt sein. Millionen Deutsche schlucken heute missbräuchlich Alkohol. Im letzten Jahr mussten deshalb 23000 Rentner stationär behandelt werden. Wie heißt es so schön: „Viele ältere Menschen müssen nachts öfters raus“. Es wird aber nie gesagt wohin. Jetzt wissen wir es: Zur Ü-80-Party mit betreutem Trinken! Auch die Leistungsträger dieser Gesellschaft langen kräftig zu. Es gibt Krankenhäuser, da schwankt die Chefarztvisite als Polonaise ins Zimmer. Und im Flugzeug kann man nicht mehr sicher sein: Wer hat mehr getankt, die Maschine oder der Pilot? Droht Deutschland in seinem eigenen Durst zu ertrinken?
Die Antwort auf diese bierernsten Fragen ist erschütternd komisch: Tee macht fahruntüchtig ab 0,8 Kamille. Kakao ist Koks für Kinder. Milch ohne Fett ist keine Milch, sondern Quatsch. Für eine gute Tasse Kaffee braucht man 140 Liter Wasser. Der Mensch lebt nicht allein von Kefir. Stille Wasser sind nicht tief, sondern teuer.
Doch der eigentliche Skandal ist, was dem Menschen im Lande des Reinheitsgebotes als trinkbar vorgesetzt wird: Red Bull! Das Zeug schmeckt wie der Morgenurin eines zuckerkranken Gummibärchens. Manche glauben sogar, dass da Stierhodenextrakt drin ist. Dann wäre Red Bull kein Energydrink, sondern eine Ochsenschwanzsuppe. Oder Nektar! Ein Drittel der Deutschen halten einen Frucht-Nektar für ein besseres Getränk als einen Fruchtsaft. Dabei müssen in Nektar gerade mal 5 % Frucht enthalten sein. Der Rest ist Wasser, Zucker, Farbstoffe … Wenn Sie ein „Shampoo Kiwi-Mango“ kaufen, haben Sie mehr Obst im Korb. Lug und Betrug wohin das Auge schweift.
Wer bringt Klarheit in die trüben Gewässer der deutschen Trinkkultur? Philipp Weber. Der studierte Chemiker und Biologe ist Deutschlands radikalster Verbraucherschützer und hat sich mit Leib und Leber Ihrem Wohl verschrieben. Der Autor und Macher des Sensations-Programms „FUTTER – streng verdaulich“ widmet sich nun den flüssigen Gaumenfreuden. „DURST – Warten auf Merlot“ ist ein furioses Meisterwerk der komischen Volksaufklärung. Denn Weber will mehr: lachende Gesichter, glückliche Menschen und eine bessere Welt. Doch vor allem: den Ministerposten für Verbraucherschutz!
(Wer nach diesem Abend kein Kind von ihm will, war in einer anderen Vorstellung.)
Pressestimmen
- Es dauert keine fünf Minuten, bis Philipp Weber das Publikum in Hochstimmung versetzt hat. Pausenlos lässt der Turboquassler in der Lach- und Schießgesellschaft die Pointen prasseln. – Süddeutsche Zeitung
- Scharfsinnige Beobachtungen zu gesellschaftlich relevanten Themen, perfekt gesetzte Pointen und ein ordentliches Paket an Selbstbewusstsein. – Passauer Neue Presse
- Er verquickt Wissen mit Witz, Biologie mit Blödelei, Chemie mit Charme. – Nürnberger Nachrichten
- Es sind knallharte Wahrheiten, die Philipp Weber seinem Publikum um die Ohren haut. Das kann er gut, dazu noch so amüsant, dass man zum Ende des Programms nicht nur eine Menge über das Trinkverhalten der Deutschen und die Zusammensetzung von RedBull weiß, sondern Bauchschmerzen und Schnappatmung vor Lachen hat. – Main-Echo
Philipps Preise & Auszeichnungen
- 2010 Deutscher Kleinkunstpreis mit dem Ersten Deutschen Zwangsensemble
- 2009 Bayerischer Kabarettpreis Senkrechtstarter
- 2008 Lachmessepreis Leipziger Löwenzahn mit dem Ersten Deutschen Zwangsensemble
- 2008 Deutscher Kabarettpreis Förderpreis, Burgtheater Nürnberg
- 2007 Salzburger Stier mit dem Ersten Deutschen Zwangsensemble
- 2004 Kleinkunstpreis des Landes Baden-Württemberg
- 2002 Passauer Scharfrichterbeil
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