15.03.2018: HG BUTZKO

Goldmedaille in der Disziplin Zurückrudern

HG Butzko gab sich in Lantershofen als tagesaktueller politischer Kabarettist

Eine gesunde Mischung aus politischem Kabarett und Satire gab es am vergangenen Freitagabend für rund 130 Gäste im Lantershofener Winzerverein auf die Ohren. Dort präsentierte der Grafschafter Verein Kulturlant den 2014 mit dem Deutschen Kabarettpreis ausgezeichneten HG Butzko. Knapp zwei Stunden lang setzte der gebürtige Gelsenkirchener, der heute in  Berlin lebt, zu einem Rundumschlag an, bei dem er seinen besonderen Fokus auf die Religionen legte und dabei explizit zu erläutern wusste, warum er sich nicht auf den Islam einschieße. Der bilde doch mit sechs Prozent in Deutschland nur eine Minderheit, die er nicht diskriminieren wolle. Minderheiten habe er als Kabarettist doch mit den Spitzenverdienern zu genüge „gewürdigt.“

Wer Butzko kennt, weiß, dass sein Programm immer tagesaktuell ist. Da war das Ende der überlangen Regierungsbildung vergangene Woche natürlich ein gefundenes Fressen. Abgeordneter im Reichstag wolle er übrigens nicht sein, steht doch dieses Wort nur am Ende der negativen Kette abgewiesen – abgelegt – abgeheftet – abgeordnet. Dass die aktuellen Parteien zudem mächtig Existenzangst wegen der AfD haben, gebe am Wahltag dem Begriff Urnengang eine ganz neue Bedeutung. Die SPD aber bezeichnete Butzko als „modern.“ Man müsse das Wort nur richtig betonen.

Zurück zu Butzkos Auseinandersetzung mit den Religionen und besonders dem Islam. Da zieht man doch gerne auch mal Vergleiche, die andere nicht so gerne hören. So gebe es doch auch unter Islamisten Homophobie, Sexismus und Antisemitismus. „Integration des Islam in Deutschland kann also gelingen“, so die markante Schlussfolgerung des Kabarettisten. Der forderte mit Blick auf die AfD und ihre Anhänger, statt mit dem Finger auf andere zu zeigen, sollte man bei selbst anfangen. Geht aber nicht, denn: „Wer mental den rechten Arm ausstreckt, kann sich nun mal nicht an die eigene Nase packen.“ Dass die rechtspopulistischen Aussagen zumeist jeglicher Grundlage entbehren und oft genug wiederlegt worden seien, habe vor allem eine Reaktion nach sich gezogen: „Wäre Zurückrudern olympische Disziplin, die AfD hätte mehrere Goldmedaillen“, so Butzko, nachdem er ein Zitat von Björn Höcke fachgerecht zerlegt hatte, um dann selbstkritisch festzustellen: „Wer mehr Bildung will, muss halt auch Klugscheißer ertragen.“

Da nahm Butzko dann doch lieber die Verteidigerrolle für die islamistische Minderheit hierzulande an und machte dem Populismus gegenüber klar: „Wer will, dass der Islam keine Sonderrechte bekommt, sollte erst einmal dem Christentum die Sonderrechte nehmen. Oder versuchen Sie doch mal als Geschiedener eine Anstellung in einem christlichen Krankenhaus zu erhalten.“ Butzko fand für seine Aussagen Zustimmung und Applaus, er sorgte auch für manchen Lacher, nicht nur beim Zitat der französischen Rechtspopulistin Marine Le Pen, die die Wiedereinführung der Todesstrafe für islamistische Terroristen forderte. „Für Selbstmordattentäter?“, hinterfragte Butzko.

Als der Kabarettist dann die obligatorische Kappe mit der wilden Perücke tauschte und in die Person der „Chris Di Motten“ schlüpfte, gab es fürs Publikum noch ein paar flotte und entspannende Sprüche zum Abschluss des Abends. Besagter Christ kam ja aus Geilenkirchen. Übersetzt: da wo die Gotteshäuser „gerammelt voll“  sind. Zeit für Kalauer. Am Ende blieb für Chris nur die die Frage offen, ob eine Hautcreme, die 20 Jahre jünger macht, für eine 19-jährige tödliche Folgen hat.

Veranstaltungsankündigung

– Veranstaltung im Rahmen der 3. Ahrweiler Freiheitswochen –

Als Captain Kirk und Mr. Spock mal einen entfernten Himmelskörper besuchten, kamen sie anschließend zu dem Fazit: „Es gibt keine menschliche Intelligenz auf diesem Planeten.“ Das funkten sie zur Erde. Einem Planeten, auf dem vor tausenden von Jahren ein paar Leute Stimmen hörten, über die anschließend Bücher geschrieben wurden, worin zu lesen war, dass man so leben muss, wie in diesen Büchern geschrieben steht, oder man kommt in die Hölle. Das Erstaunliche ist nicht, dass diese Bücher Weltbestseller wurden. Das Erstaunliche ist, dass bis heute Milliarden von Menschen ihr Leben nach diesen Büchern ausgerichtet haben. Die einen wollen dabei einen säkularen, die anderen einen Gottesstaat, die einen mit friedlichen Mitteln, die anderen mit AstroTV.

Aber ob Dschihadisten im Nahen Osten, oder Evangelikale im Wilden Westen, selbst CDU/CSU berufen sich in ihrem Namen auf einen Religionsstifter, und auch wenn sie sich in der Wahl ihrer Methoden unterscheiden, so haben sie alle etwas gemeinsam: Sie vermischen in übergriffiger und unzumutbarer Weise Religion und Politik. Wobei unterschieden werden muss zwischen Religionen und Religiosität. Religiosität ermöglicht dem Einzelnen eine Beziehung zum Ganzen. Religionen sind Kartelle zur Durchsetzung von Machtinteressen. Deswegen brauchen Religionen unbedingt religiöse Menschen, um ihnen Gottesfurcht einzuflößen. Während religiöse Menschen nicht unbedingt Religionen brauchen, um den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen.

Höchste Zeit also für einen gläubigen Atheisten. Und wer wäre da nicht besser geeignet, als HG. Butzko, Dauergast in allen Kabarettsendungen des deutschen Fernsehens und Träger des deutschen Kleinkunstpreises. Stets tagesaktuell kommt sein satirisch-politisches Kabarett ohne Gebetsmühlen und Moralpredigt aus. Er jongliert nicht mit Keulen, sondern mit Gedanken, und wenn er singt, dann ist es das Hohelied der Menschlichkeit in unmenschlichen Zeiten. Butzkos Argumente sind nicht immer bequem, aber dafür logisch statt ideologisch. Und manchen spricht er dabei ins Gewissen, vielen aus der Seele, doch vor allem immer Klartext. Im Namen des Geistes, des Herzens, und der heiligen Lust am Leben. Da weiß man, was man hat. Amen!

Links: www.hgbutzko.de

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