Ein stressfreies Quartett aus zwei Trios
Bei „Jazz ohne Stress“ taten sich „Trey“ und „Tricycle“ zusammen
„Jazz ohne Stress“ heißt es zum Jahresauftakt auf der Grafschaft, und das nunmehr zum 14. Mal. Der Essener Saxophonist Jonas Röser, aufgewachsen in Lantershofen, nutzt die Bühne bei Kulturlant alljährlich, um musikalische Experimente und Projekte zu präsentieren. Das ist bei den Freunden des experimentellen Jazz längst zu einer lieb gewonnenen Tradition geworden. Der Name ist dabei Programm, Entspannung pur stand auf der Agenda des Abends. Für Röser geht es eigentlich zumeist darum, im Laufe des Konzerts weitere Musiker in sein Trio „Tricycle“ einzubinden, zu dem auch Schlagzeuger Dominic Brosowski und Bassist Caspar van Meel gehören. Die ungewöhnliche Besetzung lässt viele Spielarten zu. In diesem Jahr stand neben den dreien von Beginn an Bastian Ruppert auf der Bühne. Auch der Kölner Gitarrist bedient sich in seiner dreiköpfigen Formation „Trey“ der musikalischen Unterstützung von Brosowski und van Meel. Erstmals wurden nun die beiden Trios zur einem Quartett vereint, „Tricycle“ mit Gitarre verstärkt oder aber „Trey“ mit Saxophon. Die „gewollte Fusion zweier Lager“, wie es Jonas Röser betitelte, war eine Premiere, bei der die vier sich in erster Linie Musik aus der Feder van Meels bedienten. „Er hat so viele tolle Stücke geschrieben, die wollten wir alle dabei haben“ begründete Jonas Röser die Auswahl der musikalischen Vorträge. Da waren sanfte Balladen, wie „For Erik“ oder die „Ballade pur toi“ zu hören, da wurde es auch aufbrausend und flott. Gitarre und Saxophon ergänzten sich hervorragend und sorgten auch bei den Bands für ein ganz neues, knapp einstündiges Musikerlebnis. Mit „Gesucht gefunden“ hatte Bastian Ruppert, der in der deutschen Musikszene ein viel gefragter Gitarrist ist und der auch schon mit Lena Meyer-Landrut spielte, ein eigenes Stück für die Fusion der beiden Trios verfasst.
Im zweiten Teil des Abends kam dann Sängerin Hannah Köpf dazu. Nun standen Stücke auf dem Programm, die zu großen Teilen aus ihrer Feder stammten. Da passte es hervorragend, dass Gitarrist Bastian Ruppert auch Mitglied der Band Köpfs ist. Beim Stück „Bridges“ gehörte die Bühne den beiden alleine. Meist jedoch trat nun eine fünfköpfige Formation vors Publikum. In ihren ehrlichen und direkten Liedern erzählte die Songwriterin zumeist in englischer Sprache über Menschen. Menschen, die alles haben, aber in den sozialen Medien zu großen Nörglern werden. Menschen, die Frühlingsgefühle entwickeln oder die einfach ihre Träume leben. Oder über Menschen, die verliebt sind. Verliebt ihr ihr Smartphone. Da war hin und wieder ein gutes Stück Ironie in den Texten versteckt, die aus den drei bislang von Hannah Köpf produzierten Alben entstanden. Nur einmal griff die Kölnerin nicht auf ihre eigenen Texte zurück, nämlich bei der jazzigen Interpretation von Paul Simons „Diamonds“ aus dem genialen Simon & Garfunkel-Album „Graceland.“ Da war sogar das Publikum gefragt, mitzusingen.
Röser nutze die Gelegenheit, dem Publikum zu erklären, wie ein solcher Abend zustande kommt: „Bei uns gibt es für Jazz ohne Stress keine Castings, wir versuchen einfach nur, passende Künstler zu finden und musikalisch zusammen zu bringen.“ Der Saxofonist macht sich derweil bereits Gedanken über die musikalische Mischung bei der 15. Auflage von Jazz ohne Stress, mit der der Verein Kulturlant dann das Jahr 2019 in Lantershofen musikalisch beginnen möchte.
Veranstaltungsankündigung
Die gewollte Fusion kreativer Lager
Zum mittlerweile 14. Mal konnte Saxophonist Jonas Röser kreative Köpfe für die Konzertreihe gewinnen. Verschiedene Künstler treffen mit ihren individuellen Ideen und Historien für einen abwechslungsreichen Konzertparcours aufeinander. Dabei eröffnen zwei Triobesetzungen den Konzertabend in gemeinsamer Sache. Zwei Besetzungen, die jeweils von den Qualitäten gemeinsamer Musiker profitieren. Neben Dominic Brosowski (Schlagzeug) und Caspar van Meel (Kontrabass), die ihren kreativen Input sowohl für „Tricycle“ als auch für „Trey“ geben und als kongeniale Rhythmusgruppe in beiden Bestzungen nicht wegzudenken sind, planen Jonas Röser (Saxophon) und sein Gegenüber Bastian Ruppert (Gitarre) ein gemeinsames Konzertprogramm in Quartettformat.
Der Kölner Musiker Bastian Ruppert tourte 2011 mit Lena Meyer-Landrut. Neben seiner Tätigkeit als Dozent an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig bis einschließlich 2015 ist er vor allem in verschiedenen Theater- und Musicalproduktionen anzutreffen. Ebenso ist er Sideman der Hannah Köpf Band. Über ihre Bandkollegen sind sich die beiden Musiker zufällig über den Weg gelaufen und nun bietet sich ein konkretes Ziel: die gewollte Fusion, beide kreative Lager zusammenzubringen. Gemessen an musikalischer Vielfalt, eigenen Kompositionen und geteilter Freude an improvisierter Musik, gilt alle Aufmerksamkeit insbesondere dem gemeinsamen Dialog auf der Bühne.
Neben dem vielseitigen musikalischem Auftakt für Jazz ohne Stress Vol.14 wird Hannah köpf mit ihrer Stimme als weiterer musikalischer Act die Bühne betreten. Sie ließ sich gemeinsam mit ihrem Bandkollegen Bastian für die Konzertidee begeistern. Derzeit ist sie überwiegend mit ihrem Projekt Hannah Köpf Band unterwegs. Die Stimme ist bereits seit Jugendtagen ihr liebstes Instrument. Über verschiedene Stationen tastete sich die Kölnerin an ihre eigene Sprache, ihre individuelle Stimmgebung heran. Mit ihrem Erstling „Stories Untold“ in der CD-Reihe Next Generation überraschte sie 2010 die Fachwelt. Mit der Platte „Lonely Dancer“ mündet Hannah in eine raffinierte Songwriting-Sprache. Elemente des Jazz als Merkmal ihrer überfließenden Kreativität gepaart mit Tupfern aus verschiedenen Untergenres der Popmusik. Es ist aber vor allem auch diese Stimme, die Hannah Köpf unverwechselbar macht: Klar, unprätentiös und unverbildet, ehrlich und direkt. Eine Stimme, in die man sich verlieben muss.
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