30.09.17: ROOKIE FESTIVAL

Junge Leute blieben den jungen Bands fern

Tolle Musik beim Rookie-Festival lockte nur wenige nach Lantershofen

„Junge Bands für junge Leute“ wollte der Verein Kulturlant am vergangenen Samstag mit seinem Festival „Rookie“ präsentieren. Die Bands waren da und lieferten hervorragende Einblicke in ihre musikalische Vielfalt. Was fehlte, waren die jungen Leute. Nur rund 100 Gäste verfolgten die Konzerte. Trotz, vielleicht auch gerade wegen des freien Eintritts, ließ sich die Jugend nicht sehen, kaum einer der Gäste war unter 18 Jahre alt. Die Lantershofener Veranstalter stehen mit dem schwachen Besuch nicht alleine da. Immer wieder werden solche oder ähnliche Festivals von denen, für die sie veranstaltet werden, gemieden. Kulturlant, dass gemeinsam mit der Jugendstiftung der Kreissparkasse einen vierstelligen Betrag investierte, aber schon vorab von einem größeren Zuschussgeschäft ausging, wird sein musikalisches Angebot mit jungen Musikern zumindest in der laufenden Spielzeit bis Frühjahr 2018 dennoch aufrecht erhalten und Konzerte der Bands „Elastiq“ (4. November) und „Emma6“ (28. April) präsentieren.

Die, die zum Rookie-Festival gekommen waren, bereuten ihre Anreise nicht. Ihnen wurde fast vier Stunden lang richtig gute, handgemachte Musik geboten. „Indianageflüster“ machten dabei den Auftakt. Angesagt war deutscher Rap, Sänger Jojo Gauch präsentierte mit tiefer Stimme tiefgreifende Texte, mit denen sich die Jugend beschäftigt. „Lass sie in dem Glauben, dass ihre Zeit unsere Wunden heilt“, war da zu hören. „Laut“ so der Titel, in dem die fünf Jungs sich die Vielfalt der vielen Probleme in der Welt förmlich rausmusizieren. Das ganze gipfelte in der „Freakshow.“ Viel Applaus gab es dabei für Luca Gilles, der am Cello der Musik von Indianageflüster die besondere Note gab.

Deutschen Pop, gewürzt mit ganz vielen rockigen Elementen präsentierten „Perdu.“ Die Band aus dem Saarland kam melodisch und modern rüber, auch sie beschäftigte sich mit der aktuellen Situation in der Welt. Sänger Jan Grasmück versuchte, das Publikum in seine Songs zu integrieren, forderte immer wieder zum Mitsingen der sich wiederholenden Passagen auf, fand aber zu wenig Zuhörer, um eine Konzertstimmung zu erzeugen. An Perdu lag das aber mit Sicherheit nicht, ihre Musik über die Generationen, den ach so wichtigen Geldfluss („Money – Cash – Geld“) und die Verantwortung für die Zukunft („Auf der Straße – Wir haben protestiert“) haben Hand und Fuß und eigentlich auch Mitsingpotential. Aber der Chor fehlte und damit auch die Zugabe-Rufe am Ende der Vorstellung. So entging dem Publikum der Perdu-Hit „Lange nicht getanzt“, mit dem sich die Saarländer einst beim Bundesvision-Songcontest einem Millionenpublikum präsentierten.

Headliner waren schließlich „Lake Cisco“. Mehr als eine Stunde präsentiere die Band schnörkellos und ohne lange Moderationen ihre zumeist überlangen Kompositionen. Dominant am Schlagzeug und mit wuchtigen Gitarren- und Bassklängen präsentierte die Formation Songs aus dem Debutalbum “Permanent Transient”, dazu gesellten sich einige neue Stücke der Band, die ihren Auftritt ausgerechnet mit den „Famous last words“ startete. Es ging den Musikern Bandleader David Trapp darum, Progressive- und Alternative Rock bewegt und dabei äußerst abwechslungs- und variantenreich zu präsentieren. So wußte man sowohl ordentlich zu rocken, aber auch ruhige Töne anzuschlagen und dabei durchaus melancholische Seiten anzuschlagen. Aber Lake Cisco liebten es in erster Linie monumental, nicht nur bei ihrem Abschlussstück „Independence“, mit dem die das Festival kurz vor Mitternacht beendeten.

Veranstaltungsankündigung

ROOKIE Festival
mit “Indianageflüster”, “Lake Cisko” und “PerDu”

Der Eintritt ist frei.

Lake Cisco

Immer offen für neue Ideen und Inspirationen, geht es LAKE CISCO darum, musikalische Bilder zu schaffen. Bilder von Gefühlen und Ereignissen, für die man keine Worte findet. Wie wichtig für die Band in diesem Zusammenhang das Livespielen ist, sieht man bei jedem Konzert in den Gesichtern der vier Musiker: Der Drang, Freude und Schmerz mit Publikum zu teilen, ist groß.

Seit 2005 sind die Jungs aus dem Raum Bonn unterwegs und haben sich seitdem konstant weiterentwickelt. Zahllose Gigs, der Aufbau einer Fanbase, die Aufnahme mehrerer EPs, sowie stetige Arbeit am Songwriting bestimmen seit einigen Jahren den Alltag der Band.

Anfang 2009 entstand ihre aktuelle EP “Missions, Visions and Values” – komplett in Eigenregie produziert. Sechs Songs, die zeigen, zu welcher Bandbreite die Band fähig ist: Eingängige Melodien treffen auf reife Songstrukturen – flächige Parts werden immer wieder impulsiv durchbrochen, und jeder Song schafft es, seine ganz eigene Atmosphäre zu kreieren.

Man hört LAKE CISCO den Willen an, ein immer größeres Publikum zu erreichen!

Indianageflüster

Berlin, Hamburg, München – so beginnen die meisten Biographien, wo die Autoren sich besonders viel Mühe machen möchten, um diesen „zeitgeistigen und urbanen“ Anspruch in der Musik mit einem lokalen Kolorit zu unterstreichen – oftmals vergebens.

Fangen wir diese Biographie also ehrlich an, ohne Aufschneidereien und ohne falsche Referenzen – willkommen bei Indianageflüster, einer ganz normalen Band mit ihrer ganz eigenen Freakshow!

Emmelshausen, Boppard, Kastellaun – drei Orte im Hunsrück, die nicht gerade für überbordende musikalische Kreativität stehen. Den ersten kennt höchstens der betagte Atemwegserkrankte als Luftkurort, den zweiten hat gesehen, wer mit dem Bötchen eine Tour durchs Rheintal machte, und den dritten hat man vielleicht schon mal gehört, weil dort jährlich Deutschlands größter Technorave stattfindet. Aber eine eigenständige Szene oder gar eine Keimzelle für künstlerische Innovationsfähigkeit?

Die fünf Jungs von Indianageflüster haben gerade wegen des Umstandes, zu keiner musikalischen Szene zu gehören, einen Sound entwickelt, den man in Deutschland so noch nicht gehört hat. Darin mixen sie Rapmusik mit Indie, Rock-satten Grooves und einem in diesem Kontext wirklich außergewöhnlichen klassischen Element: dem Cello.

Das Jahr 2017 werden Indianageflüster deshalb dazu nutzen, ihre erste EP „Stille Post“ zu veröffentlichen und möglichst viele Bühnen mit ihrem vielschichtigen Sound zu bereichern. Doch wie schon in den Anfangstagen der Band, so soll auch hier alles organisch wachsen:

„Wir sind noch jung, wir haben keine Eile“, sagt Malte. „Lieber ein richtig geiles Album später machen, als eines, das sich im Nachhinein als Schnellschuss erweist.“ Das Ziel ist klar vor Augen: „Spielen, die Leute begeistern, gute Songs machen, weiter spielen.“

Fragen nach dem Ursprung zu ihrem ungewöhnlichen Bandnamen beantwortet die Band übrigens nur in einem persönlichen Gespräch. Wer hier mehr erfahren möchte, muss sich bitte um ein Interview bemühen. Ansonsten kann ja jeder einfach schreiben – der Name passt zur Musik – isso!

PerDu

Pop, der eingängig und anspruchsvoll zugleich ist: Mit Charme, Do it Yourself-Spirit und gesellschaftskritischen Texten begeben sich PERDU auf neue Wege in der Popmusik und klingen dabei, wie sich eine gute Party anfühlt – lebensfroh und voller Euphorie.

Die fünfköpfige Band um Singer/ Songwriter Jan Grasmück wurde 2012 gegründet und erreichte mit ihrer letzten EP bereits über 2 Millionen Plays auf Spotify. Dabei spielen die Jungs am liebsten Live. Egal ob auf einem gemütlichen Wohnzimmerkonzert oder größeren Festivals: Mit starker Stimme und eingängigem Sound gelingt ihnen ein einzigartiger Spannungsbogen zwischen Kerzenschein-Atmosphäre und Abfeiern.

Die Jungs haben sich nun mit ihrer dritten EP „Generation“ ein Ziel gesetzt: Die viel kritisierte „Generation Y“, zu der auch PERDU gehören, soll mit einem humorvollen Augenzwinkern zum Nachdenken gebracht werden und trotzdem nicht Verlernen, das Leben zu genießen. Mit sechs mitreißenden, deutschsprachigen Songs im Gepäck, erzählen sie deshalb Geschichten über die Zukunft der Gesellschaft und deren Suche nach dem Sinn des Lebens. Diesen Sinn finden PERDU, indem sie von morgens bis abends im hauseigenen Studio herumprobieren, bis der Sound entsteht, der der Ödnis in der Popmusik ein Ende bereitet. Die Botschaft ist ernst, die Sprache amüsant und die Musik definitiv tanzbar.

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