Jazz ohne Stress ist Pflichttermin vieler Fans
Jonas Röser und Freunde sorgten zum 13. Mal für einen musikalischen Jahresauftakt
Das Jahr fängt gut an, zumindest für Freunde der Jazzmusik. Das war am Samstagabend trotzt teils spiegelglatter Straßen in der Bengener Mehrzweckhalle immer wieder zu hören. Dorthin hatte der Grafschafter Verein Kulturlant zur mittlerweile 13. Auflage des Konzerts „Jazz ohne Stress“ eingeladen. Die Reihe, die einst im Gewölbekeller unter dem Lantershofener Winzerverein startete, hat mittlerweile so viele Fans, dass man längst in größere Räume ausgewichen ist. Dass beim jüngsten Konzert einige wenige Plätze leer blieben, war ausschließlich witterungsbedingt zu erklären.
Einer der vielen „Wiederholungstäter“ im Publikum stellte schon nach der Hälfte des Programms fest: „Die werden von Jahr zu Jahr besser.“ Gemeint war das Trio Tricycle mit dem Saxofonisten und Gründer der Jazzreihe, Jonas Röser, Schlagzeuger Dominic Brosowski und Bassist Caspar van Meel. Die drei bestreiten seit vielen Jahren den ersten Part von „Jazz ohne Stress“ und betreten dabei gerne eigenwillige Pfade des Jazz. „Geleitet wurden wir auch in diesem Jahr von der Musik des Komponisten Thelonious Sphere Monk (1917-1982)“ machte Röser klar. Er hat die musikalischen Wege der drei entscheidend geprägt. Immer häufiger aber finden sich auch Kompositionen der drei Musiker auf der Bühne im Programm wieder. So ließ sich Röser auch von Jack Kerouac (1922-1969) inspirieren, der in den 1950er Jahren Prosa-Texte vortrug, die musikalisch begleitet wurden. Röser fertigte eine solche Textarbeit. „Die Inhalte sind weit auslegbar, werden ebenso als gesellschaftskritisch, wie auch als Politsatire wahrgenommen“, so Röser, der auch im Bengener Publikum für Diskussionsstoff sorgte.
Lockerer, weil musikalisch auch ein wenig populärer, ging es nach der Pause zu. Jetzt war aus dem Trio ein Quintett geworden. Neben Pianist Łukasz Flakus aus Polen wurde die Band um Mara Minjoli bereichert. Die aus Kamerun stammende Sängerin gilt als eine der favorisierten Newcomer in der jungen Jazz-, Pop- und Soulszene. Zudem wechselte Caspar van Meel vom Kontrabass zum E-Bass. Mit „I Feel the Earth Move“ von Carole King gab es gleich zum Start einen recht populären Titel zu hören. In „The Dry Cleaner from Des Moines“ von Joni Mitchell erzählte Mara Minjoli vom Spielglück eines kleinen Mannes. Gefühlvoll trug Minjoli die Jazzballade „I can’t get started“ aus der Feder von Vernon Duke vor. Dazu gab es wieder Kompositionen der Bandmitglieder, teils mit ausgedehnten und gefeierten Soli der Instrumentalisten auf der Bühne. Und schließlich wurde sogar deutsch gesungen. Minjoli hatte den Titel „Mal heiß, mal kalt“ geschrieben und regte das Publikum an, mitzusingen. Mit dem Aufruf „Change the World“ von Eric Clapton beendete das Quintett nach mehr als zwei Stunden sein stressfreies Jazz-Programm, ließ sich aber noch zu einer Zugabe überzeugen. „Bis zum kommenden Jahr“ lautete die Verabschiedung der Musiker durch das begeisterte Publikum. Zum Jahresauftakt 2018 wird Jazz ohne Stress dann wieder in Lantershofen stattfinden.
Veranstaltungsankündigung
Kulturlant startet mit Top-Jazzmusikern
„Jazz ohne Stress“ heißt es am 7. Januar bereits zum 13. Mal und wiederum bahnt sich zum Jahresbeginn 2017 ein musikalisches Highlight an. Es gehört definitiv längst zum guten „Ton“ der Konzertreihe, ein kontrastreiches Programm anzubieten und vielseitig zu gestalten. In diesem Jahr findet die Veranstaltung erstmals in der Mehrzweckhalle Grafschaft-Bengen statt.
Das Geheimnis der Veranstaltung beruht vor allem auf einer gesunden Mischung aus kreativen Ansätzen improvisierter Musik im ersten Set und einer abwechslungsreichen Vokalperformance im zweiten Teil des Abends. Mit Tricycle trifft das Publikum auf überwiegend bekannte Gesichter. Die drei Berufs-Jazzer Jonas Röser (Altsaxophon), Caspar Van Meel (Kontrabass) und Dominic Brosowski (Schlagzeug), die als Absolventen der Folkwang Universität der Künste mittlerweile fester Bestandteil der Veranstaltungsreihe sind, bestechen immer wieder durch ein hohes Maß an Kommunikation und Interaktion untereinander. Ausgedehnte Soli und vor allem expressive Drumparts sorgen immer wieder für ein Schmunzeln und lassen eine uneingeschränkte Spielfreude der Musiker deutlich werden.
Das kommende Event eröffnen die Jungs mit Verstärkung im Rücken und planen derzeit mit weiteren musikalischen Gästen. So dürfen sich die Gäste auf Mara Minjoli freuen. Die Bochumer Sängerin studierte Jazz-Gesang an der Folkwang Universität der Künste in Essen. 2010 gewann sie dort mit ihrem Quintett den Folkwang Jazz Preis, der alle zwei Jahre verliehen wird. Zudem absolvierte sie ihr Masterstudium am Konservatorium von Amsterdam. Seit 2004 ist sie als Solistin und Dozentin im Gospelprojekt Ruhr tätig und singt in diversen Projekten im Bereich Jazz, Pop und Gospel. 2014 erschien ihr erstes Album „Pictures“ mit dem Mara Minjoli Quintet. Noch in 2016 wird das Album „Self-Portrait in Twelve Colors“ mit ihrer Band metromara unter dem Kölner Jazz-Label Double Moon Records erscheinen. Tätig ist Mara Minjoli in verschiedenen Projekten und Genres, wie Jazz, Pop, Gospel und Weltmusik.